Vielfache fundierte Anregung zur erzieherischen Begleitung von Kindern
"Niemals Gewalt". Das ist das Schlagwort, das Julia Dibbern nicht
müde wird, vorweg zu stellen, im Hintergrund zu bewahren und als Richtlinie
ihrer Hinweise auf das Leben mit Kindern und die Erziehung der Kinder
klarstellt. Nicht nur aus "irgendwie gefühligen" Gründen heraus oder
weil Gewalt idealistisch schon kein Mittel der Erziehung der Neuzeit sein
sollte, sondern mit einer ebenso einsichtigen wie klaren Begründung aus der
Welt heraus, in der jene Kinder aktuell Leben. Mit Herausforderungen, die
Persönlichkeit, Standing, eine gewisse Resilienz und Standhaftigkeit, vor allem
Kreativität, Mut und die Bereitschaft zu individuellen Wegen benötigt.
Das einem Kind als "Grundausstattung" mit auf den Weg zu geben dafür
bietet Dibbern vielfache Hinweise und dafür macht sie den (lesenden) Eltern
gehörig Mut. Mittels auch einer wohltuenden Form der positiven Verstärkung,
denn in Dibberns Augen (und die belegt das an vielen Stellen), droht gar kein
Grund zur "Erziehungspanik" oder gar (titelgebend) der Sorge in
Richtung "Tyrannen-Heranziehung" durch alle jene, die momentan Eltern
kleinerer bis heranwachsender Kinder sind.
Und das, betont Dibbern, gerade angesichts einer scheinbar neu oder wieder sich
entwickelnden Haltung, die nach mehr "Zucht und Ordnung" in der
Erziehung ruft. Wie vielleicht ein nicht unerheblicher Teil der Gesellschaft an
sich in Richtung einer "Gegenbewegung" zu den liberalen und
libertären Idealen in Deutschland in den letzten 50 Jahre sich spürbar
bemerkbar macht und damit auch das reformierte und auf liberalen Werten nun
beruhende Schul- und Erziehungssystem in den Fokus der Kritik versucht, zu
rücken. Nicht aber einfach Schlagwort formuliert Dibbern dabei, sondern geht
den Hintergründen (vermeintlich) "zu laschen Erziehung" und der
"schwierigen Kinder" detailliert nach. Wie steht es mit den wirklichen
Fakten im Blick auf "unstabile Familien und kaum Zeit für die
Kinder"? Oder mit "Leistungsunwillen, Leistungsdruck und
Leistungsunfähigkeit" bei den Heranwachsenden? Mit der Rolle der Medien
und den tatsächlichen Folgen des Medieneinflusses ("kleiben ja nur am
Bildschirm) oder einem möglichen, vermeintlichen
"Natur-Defizit-Syndrom"?.
Und ebenso malt die Autorin nicht alles schlichtweg nur in rosaroten
Optimismus-Farben. Durchaus werden Probleme angesprochen, wie
"Grenzen" gesetzt und eingehalten werden können, dass Grenzen auch
Sinn machen, dass Elternsein natürlich auch bedeutet, Verantwortung zu
übernehmen. Und das, durchaus, in einer informationsüberfluteten Welt und der
allgemein hohen Bedeutung der social media und der Unterhaltungsindustrie
"Selbst Wirksamkeit" auch Voraussetzungen braucht. Dass nicht wenige
Umgebungssituationen Stress verursachen. Dass aber auch basale Bedürfnisse wie
schlichtweg Hunger (eine Hohe Zahl an Kindern lebt nicht in finanziell
gesicherten Verhältnissen), Müdigkeit oder mangelnde Bewegung natürlich
Herausforderungen an die gegenwärtige Elterngeneration und an die Kinder
stellen.
So ergibt sich bei der Lektüre ein differenziertes Bild, das im Gesamten aber
überzeugend das alte Ideal Astrid Lindgrens bestens aufnimmt, überzeugend für
dieses argumentiert und empirisch hinterlegt. Mitsamt der Motivation zum Mut,
Kindern aktiv und zugewandt zur Seite zu stehen.
Fazit
Wie Astrid Lindgren sagte: "Gebt den Kindern Liebe, Liebe und nochmal
Liebe". Ohne dabei Gefahren und Herausforderungen der modernen Welt einfach
zu ignorieren. Sondern gemeinsam mit den Kindern die Gegenwart zu gestalten und
ihnen die Entwicklung jener individuellen Persönlichkeiten zu ermöglichen, mit
denen die persönliche Zukunft dann gestaltet werden kann.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 02. Mai 2018 2018-05-02 10:37:40