Sehr empfehlenswert in einer Welt der "Fakes"
Die "gefühlte" Wahrheit ist nicht immer der beste Gradmesser für
das, was, soweit es möglich ist, objektiv feststellbar ist bei den konkreten
Fragen, um die es je geht. Die "behauptete Wahrheit" kann auf falschen
Annehmen beruhen, kann eine rein subjektive Überzeugung widerspiegeln, die der
Realität bei genauem Hinsehen nicht standhält oder gar eine bewusste Lüge
darstellen, die eben nur mit dem Brustton der Überzeugung behauptet wird.
Angesichts der immensen Informationsdichte der Gegenwart und angesichts dessen,
dass immer schon, wenn es um "Auslegungen" ging, jeder aus
schriftlichen oder mündlichen Vorlagen je ganz eigene Schlüsse gezogen hat und
angesichts der Fülle von behaupteten "Fake-News" in den
Nachrichtenmedien und, vor allem, der Welt der social media, ist es ein zwar
anstrengender, zeitraubender und auch eher trockener Prozess, die objektiven
Fakten zu sammeln, soweit es solche gibt, aber anders wird man dem, was unter
"Wahrheit" zu verstehen ist, kaum wirklich nahe kommen. So bildet
dieses neue Werk von Hans Rosling in sich nicht nur zur Illustration eine ganze
Reihe von Sachverhalten dar, die durch klare Analyse zu überraschenden
Ergebnissen führen, sondern ist vor allem als Plädoyer für mehr Sachlichkeit
und gründliche Überprüfung aller möglichen "Behauptungen" und
"Überzeugungen" und "Empfindungen" zu verstehen.
Wie schon im Klappentext ausgeführt (und auch das ist empirisch nachweisbar):
"Wenn wir Menschen Fragen über den Zustand der Welt beantworten sollen,
liegen wir regelmäßig falsch". Dies nicht zu überprüfen bedeutet dann
zugleich, den weiteren Verlauf von Argumentationen und Folgerungen auf falscher
Grundlage vorzunehmen und dies wiederum führt zu einer verwirrenden Fülle
einander widersprechender Haltungen und Behauptungen, wie sie aktuell fast
täglich zu "bestaunen" sind. Schritt für Schritt geht Rosling im
Buch jenen "Instinkten" nach, aufgrund derer Menschen zu teils
felsenfesten Überzeugen gelangen, von der "Kluft" zur "geraden
Linie", von Beeinflussung durch "Angst" über die Neigung zu
"Verallgemeinerungen" oder der glaube an nur "eine mögliche
Perspektive" und andere "Instinkte" mehr, die im Alltag zur
Bildung von "Meinungen" und "Überzeugungen" führen.
Auf dem Hintergrund der Arbeit Roslings und seiner Mitarbeiter ging es zu Beginn
zunächst darum, "Unwissenheit systematisch zu messen", um dann die
Ursachen dieser häufigen Unwissenheit zu analysieren. Und bieten, Schritt für
Schritt den Leser mit überzeugenden Argumenten überzeugend, ein anwendbares
System gegen "Unwissenheit" heraus, die Methode der
"Factfulness". Wozu es grundlegend zunächst nötig ist, die eigene,
innere Freiheit herzustellen, um zulassen zu können, "über das
Offensichtliche" hinausdenken zu können, statt das, was einem an
Eindrücken und Impulsen, an Fakten und Erfahrungen begegnet, umgehend nur
dahingehend zu "behandeln", dass es für die eigene Haltung und
Überzeugung je "passend" gemacht und gedacht wird.
Schon der erste, einfache Multiple-Choice Wissenstest, den Rosling zu Anfang
bietet und der unterhaltsam auszufüllen ist, führt zu teils ernüchternden
Ergebnissen eigener "Fehleinschätzungen". Ein Test, dessen Ergebnis
übrigens noch nicht einmal von "höheren Bildungsgraden" statistisch
signifikant beeinflusst wird. Mit der Erkenntnis, "…und nicht nur falsch,
sondern systematisch falsch". Nicht als die Breite des Wissens, sondern die
"automatische, reflexhafte, instinktive" Herangehensweise an die
Prüfung von Sachverhalten ist grundlegend nicht stimmig.
Mit klaren Hinweisen im Buch im letzten Kapitel, wie sich
"Facfullness" in Schule, Journalismus, Geschäftsleben, in
Organisationen, in Gemeinschaft oder in das ganz individuelle Leben einbringen
lassen kann. Klare Hinweise, welche die Lektüre dieses Buches an sich, vor
allem aber aktuell, überaus mit Gewinn versieht. Auf dem Weg zu einer
"faktengestützten Weltsicht" statt einer "instinktgesteuerten
Weltsicht".
"Wenn wir über eine faktengestützte Weltsicht verfügen, können wir
sehen, dass die Welt nicht so schlecht ist, wie sie erscheint – und wir
können erkennen, was wir tun müssen, um sie besser zu machen".
Fazit
Was am Ende alles gar keine unbedingt neuen Erkenntnisse mit sich bringt, aber
das Wissen um die "Macht der Fakten" doch nachhaltig und überzeugend
im Leser verankert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 02. Mai 2018 2018-05-02 10:21:49