Ein wahrhaft starker und aufrichtiger Vertreter seines Volkes! Zoni (Johan)
Weisz ist Sohn einer Sinti-Familie und lernt von Kindesbeinen an die Lebensweise
seines fahrenden Volkes kennen und schätzen. Tradition und Kultur der Sinti
sind ihm nicht nur in die Wiege gelegt, er steht zu ihnen, unverändert auch
heute noch. Dabei hat er durchaus gelernt, sich neuen Gegebenheiten
anzupassen.
Das vorliegende Buch vereint mehrere Blickrichtungen in einem Werk: es ist die
biografische Lebensgeschichte des Autors und zugleich seiner Familie, die dem
Rassenwahn der Nationalsozialisten mithilfe willfähriger Helfer in seiner
Heimat, den Niederlanden, zum Opfer fielen. Deportation und Tod im
Konzentrationslager. Glücklichen Zufällen verdankt Zoni Weisz, dass er
überlebt und in der Obhut Verwandter aufwachsen kann. Er beschreibt
eindrucksvoll und aufwühlend seinen Lebensweg in eine glückliche und
erfolgreiche Zukunft.
Hier setzt gleichsam der zweite Part dieses Buches an: es ist ein historischer
Abriss und eine gefühlvolle Geschichte seiner ethnischen Gruppe. Zoni Weisz
führt den Leser in eine für die Meisten unbekannte Welt: die Traditionen,
Gebräuche und die Denk- und Sichtweise der Sinti. Zugleich ist es eine (Ge-)
Denkschrift, die mahnend an eine Minderheit erinnert, der unfassbares Unrecht
zuteil wurde, die aber in den Geschichtsbüchern lediglich am Rande Erwähnung
findet und auch in der Realpolitik wenig Beachtung genießt, auch wenn es um
Sühne geht.
Sein eigener Lebensweg macht ihn nicht nur zu einem der erfolgreichsten
Floristen international, er macht ihn auch zu einem vielbeachteten und
geschätzten Vertreter der Sinti; einem Volk, das bis heute -trotz behördlich
angeordneter Sesshaftigkeit- seinen Platz in der Gesellschaft nicht wirklich
gefunden hat und lediglich als "Randgruppe" geduldet wird.
Fazit
Ein weiteres Buch über den Holocaust - ist das nötig? Ja bitte - und vor allen
Dingen dieses! Mit dem vorliegenden Werk "Der vergessene Holocaust"
gelingt Zoni Weisz ein Meisterstück. Nur wenige Bücher nehmen den Leser so
einfühlsam die Hand und führen ihn in eine kritisch beäugte Welt. Nur wenige
Autoren verstehen es einen derart "geladenen" Sachverhalt so
einfühlsam, kritisch, aber ohne jegliches Anklagen zu vermitteln. Ein Buch, das
man ungern aus der Hand legt, das berührt und nachdenklich stimmt. Aber auch
eines, das Mut gibt und ermuntert genau hinzusehen!
Ich bin tief beeindruckt und kann es jedem nur empfehlen! Betrachtet man
vorhandene Mitschnitte der Rede des Autoren vor dem Deutschen Bundestag am
Holocaust-Gedenktag 2011, ist dies eine eindrucksvolle Abrundung des
Gesamteindrucks!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 01. Mai 2018 2018-05-01 21:53:29