Umfassender Einblick in die Ur-Quelle Europas
"Rund ums Mittelmeer", von Griechenland über Italien hin in arabische
Gefilde. Jener geographische Raum, der später Rom und Karthago, Athen und
Sparta, hervorbrachte. Der südliche europäische Raum rund um das Mittelmeer
herum ist ohne Zweifel die Wiege der europäischen Kultur. Und das nicht nur im
Rückgriff auf "antike Denker", sondern auf Jahrhunderte der Imperien
und kleinerer Gruppen der Kriege um Macht und Einfluss und Reichtum.
Geistesgeschichte, Machtgeschichte, Religionsgeschichte, all das wurde in einem
langen Zeitraum der Entwicklung begründet und in kleineren Maßstäben schon
"ausprobiert" und liegt bis heute noch lebendig vor Augen. Mittels
zweier zusammenhängenden Bildteilen im Buch auch farbig illustriert, geht
Broodbank der Geschichte der mediterranen Welt chronologisch sehr akribisch und
überaus umfassend nach. Mit einer Aufgabensetzung, die bis dato einmalig im
Raum steht, die Geschichte der Frühzeit des mediterranen Raumes lückenlos in
ihren Grundzügen zu erzählen.
All das macht dem Leser dabei überdeutlich, welchen Preis eine, bis heute,
fragile Vereinigung der Interessen, Staaten, Gruppen in der mediterranen Welt
immer schon gekostet hat. Im Rahmen der unüberschaubar vielfachen
"Anstöße" und Interaktionen, die unter den Anwohnern dieses
geographischen Raumes von früh an im Raume standen. "Explorativ,
extraktiv, reproduktiv, Freunde suchend, Verbündende gewinnend, merkantil,
seeräuberisch, militärisch, wandernd, bestimmt durch Diaspora und Isolation,
jagend, hütend, Ackerbau betreibend – sind in gewisser Weise nur der Überbau
über der Mobilität, ohne die im Mittelmeerraum, einem Schauplatz voller
Herausforderungen und plötzlicher Öffnungen, niemand hätte überleben und
prosperieren können".
In einer höchst abwechslungsreichen äußeren Geschichte wurden in diesen
Jahrhunderten des Wechsels von Vorherrschaften und vielfach einander begegnenden
Mentalitäten auch ebensolche Mentalitäten verwoben und neu geformt. Von den
"ersten Menschen" bis zu den sich diversifizierenden Lebensformen, die
sich in Dörfern, dann Städten und mächtiger werdenden Stadtstaaten gegen jene
"überseeischen Herren" begannen, durchzusetzen, die zuvor den
geographischen Raum vor allem als "Rohstofflager" betrachtet und
genutzt hatten. Nicht ohne Grund ist diese umfassende Geschichte im Kern auch
als eine Geschichte der "Seefahrt" angelegt. Den tatsächlichen Wegen
und deren vorrangigen Transportmitteln folgend, die jene lange Zeit lange
geprägt haben. Was aber ist der Beginn dieser mediterranen Kultur, wann
bestiegen Menschen Boote, um aus Meer aus Afrika zu überqueren, was fanden sie
vor, wie richteten sie sich ein? Und, "ist der Mittelmeerraum nur ein
Zögling des Nahen Ostens", wie Broodback an einer Stelle fragend in den
Raum wirft?.
Gesichert ist: "Zunehmend begannen sich Mittelmeerraum, Naher Osten und
andere Nachbarn koevolutionär zu entwickeln, wobei das Geschehen im Becken von
un an entscheidend in die Randbezirke zurückwirkte, auch in den Osten".
Was also im 4. Und 3. Jahrtausend vor Christi mit zarten Anfängen begann, was
stark gespeist wurde vom kulturellen Denken des Nahen Ostens, was aber sich
stark, auch kriegerisch, begann, gegen diesen abzugrenzen, entfaltete gerade in
der letzten Phase kriegerischer, wirtschaftlicher und kultureller
Auseinandersetzungen einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung der mediterranen
Wirtschaftssysteme und damit jene Kraft, die letztlich bis in die Gegenwart
hinein durch alle geschichtlichen Entwicklungen hindurch erkennbar als
"mediterrane Kultur" vor Augen liegt.
Fazit
Alles also, was an Voraussetzungen geschehen ist aus grauer Vorzeit bis etwa hin
zu den Zeiten des Begins dessen, was heute als "Antike" verstanden
wird, legt Broodbank dem Leser sachkundig, interdisziplinär recherchiert und
aus einer unübersehbaren Zahl von Einzelteilen als ein gesamtes,
zusammenhängendes Ganzes vor Augen, was das Leser überaus lohnt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 26. April 2018 2018-04-26 15:21:40