Reale Einblicke
"Das Leben ist hart. Und dann stirbst Du".
Als Zitat vor das Buch gesetzt, beschreiben diese Worte sehr genau das, was
Federico Varese in seinen Recherchen erfahren und in diesem Buch brisant,
spannend und atmosphärisch bestens treffend erzählt. Mit einer klaren
Konzentration auf die "klassische", sizilianische Mafia, die
"Cosa Nostra". Ohne zu versäumen, das "System" der
"Cosa Nostra" international zu beschreiben. So wundert es nicht, dass
Varese bei der monumentalen Standfigur auf einer russischen Nekropole beginnt,
mit Nikolaj Sykow, dem "Paten von Perm" und, neben
"Einheimischen" aus Süditalien auch Mitglieder in Hongkong und Japan,
Macao, Birma und Dubai und anderen Orte n intensiv im Buch geschildert werden.
Wobei die "Regeln", leicht lokal angepasst, im Kern an all diesen
Orten die gleichen sind.
Denn wer nicht spurt, wer sich "nicht passend verhält" als Mitglied
oder wer als "Kunde" oder "Ziel" Widerstand zu leisten
gedenkt, der wird an all diesen Orten Bekanntschaft mit Knüppeln, Macheten,
teils auch Handgranaten machen. Und wie ganz alltäglich die Mafia im Leben
angekommen ist, das zeigen viele Beispiele im Buch. Bis hin zu den
"Parkplatzanweisern" bei englischen Ligaspielen. Fünf Pfund pro
Parkplatz. Nur, dass diese nicht legal waren, Flächen einfach benutzt wurden
und damit die Mafia wieder ihre Kasse ein wenig mehr gefüllt hatte (wie auch so
manche der Türsteher in Stadionnähe oder in angesagten Clubs ganz eigene
"Anstellungsträger" besitzen).
Dass Erinnerungen an die "Sopranos" auftauchen, was "Jobs"
angeht, ist dabei nicht zufällig der Fall, sondern zeigt nur auf, wie
sorgfältig damals für die Fernsehserie recherchiert wurde und wie relativ
genau fundamentale Mechanismen in dieser Unterhaltungsserie ihren Platz fanden.
Strukturen, Lebensweisen, Organisation, "Geschäftsfelder", das alles
illustriert an konkreten Personen und je konkretem Geschehen fasziniert den
Leser von der ersten Seite an. Und Varese versteht es auch in der Form, den
Leser so schnell nicht von der Leine zu lassen. "Ein legales Unternehmen,
dass viele von uns mochten und in dem wir ein und aus gingen, leistete
ungezügelter Gewalt Vorschub". Mit, nicht zu vergessen, Vorteilen
natürlich für die, die in den entsprechenden Clubs legal arbeiteten. Zinslose
Darlehen und "einen Gefallen tun" ist gang und gäbe in Verbindung mit
der Mafia.
Fazit
Vom "Eintritt" über den "Alltag des Lebens", von
Geschäftsverknüpfungen und roher Gewalt bis zu den je prächtig gestalteten
Beerdigungen (die in der Regel "vor der Zeit" erfolgen) mit
Blumengebinden und Aufschriften wie "Legende Salfords" reicht das
Insiderwissen und die lebendige Darstellung desselben durch Varese und bietet
eine interessante und fesselnde Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 26. April 2018 2018-04-26 15:18:34