Sprachlich gelungen
"Weniger ist Mehr", diese alte Weisheit trifft auf "Mister Arthur
Weniger" eigentlich eher nicht zu. Im Gegenteil, der Name scheint
regelrecht Programm für das Leben dieses alternden, schwulen Mannes. Der,
einerseits, in seinem Leben die Konstellation kannte, der "jugendliche
Liebhaber" eines (zu seiner Zeit sehr bekannten) Autoren zu sein und nun
ebenso das ganze "andersherum" erleben musste. Dass sein ehemals
jugendlicher Liebhaber (der mittlerweile auch bereits die Mitte seiner
dreißiger Lebensjahre erreicht hat), ihn Knall auf Fall zur Hochzeit (mit einem
anderen) einlädt.
Auch wenn da nie was versprochen war, auch wenn da 9 Jahre eher ins Land kamen
und gingen, in denen Weniger immer wieder betonte: "Binde Dich nicht zu
sehr an mich", Weniger ist tatsächlich nun aus dem Tritt geworfen. Nicht
einfach, den Mann zu verwinden, der immer betonte: "Arthur, an Dir gibt es
nichts, dass nicht sexy ist". Wobei erschwerend hinzukommt, dass jener
Freddy der (angenommene) Sohn seines ärgsten Rivalen,
"Freund/Feindes" ist. Was macht man dann als mäßig erfolgreicher
Autor, der gerade erst sein neuestes Manuskript bei seinem Verlag eingereicht
hat (Weniger findets gut, aber der Verlag mag da eine ganz eigene Meinung
haben).
Weniger nimmt alle verstaubten Einladungen zu dritt- bis viertklassigen
"Events" an, packt seinen großen Koffer (und seinen "besonders
blauen") Anzug und macht sich auf die Reise. New York als Moderator für
einen Science-Fiction-Autor. Mexiko. In Sachen "ehemaliger älterer
Geliebte". Turin. Berlin. Marokko, Indien, Japan. Das alles sprachlich mit
Selbstironie versehen, mit warmem Humor, der immer wieder aufblitzt, mit
Melancholie in der Badewanne im Blick auf den eigenen, alternden Körper. Mit
der Frage, wer man ist und wo man hingehört (denn Weniger ist ein einer, dem es
nie gelungen ist, sich eine Schutz-Schale, einen Panzer der Welt gegenüber
"anzulegen", und so trifft ihn alles doch immer sehr).
Mit teilweise Slapstick-Einlagen (wenn Weniger das erste Mal jenen
Science-Fiction-Autor hinter der Bühne "live in Action" antrifft und
dabei seinen Kosmonauten-Helm unnütz bei sich trägt) und einem leicht
zynischen Blick hinter die Kulissen der "Literaturwelt". Nichts
gelingt wirklich, tatsächlich scheinen die Aussichten des "Mister
Weniger" auch tatsächlich immer weniger zu werden. Auch wenn überall in
den entsprechenden Clubs und Kneipen sich "was anbahnen" könnte. Eine
Aneinanderreihung, die sich auf Dauer etwas eintönig gestaltet, die zwar das
"moderne, homosexuelle Leben" auch emotional empathisch abbildet, aber
gerade im mittleren Teil des Werkes ein stückweit zu beliebig wirkt. Wofür das
Ende dann aber durchaus entschädigt.
Fazit
Sprachlich sehr gelungen und insgesamt mit interessanten Einblicken und viel
Humor (auch Galgenhumor).
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 06. April 2018 2018-04-06 13:01:39