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Nicholas Searle: Verrat

Verrat

von Nicholas Searle
Verlag: Kindler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-463-40692-3

Preis: 9,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Als Bridget O’Neill ihren Mann Francis heiratet, will sie damit dem Alltag in der nordirischen Provinz entkommen. Von einem Studium hielt Bridgets Mutter nichts und so führt Bridget die Postagentur ihres Dorfes. Der Ort, durch den während des Nordirland-Konflikts Soldaten und Polizisten in Kampfmontur stiefelten, stirbt allmählich mit seinen Bewohnern. Francis taucht als dreister Rächertyp auf; Bridget genießt anfangs, dass sie ihre Mutter damit herausfordern kann. Ihre Sehnsucht nach Kultur lässt sich jedoch nicht stillen, auch ihr Wunsch nach einem Kind bleibt unerfüllt. Francis geht keiner geregelten Arbeit nach. Jeder im Dorf kennt die Aufträge, mit denen die Männer des Ortes für ein paar Tage verschwinden, angeblich für eine gute Sache. Francis wurde schon als Jugendlicher angeworben. In Scheindialogen spielt Bridget sich mit anderen Frauen gegenseitig die Bälle zu. Ehefrauen haben nichts zu sehen und zu fragen. Nur nicht zweifeln, nur nicht auffallen, schließlich sorgt die Organisation für die Familien, wenn ihre Mitglieder im Knast sitzen oder untertauchen müssen. Politik ist für die Frauen kein Thema. Selbstverständlich muss man die Briten bedingungslos hassen.

Obwohl es in dieser Profession keinen Urlaubsanspruch gibt, darf das Paar zu einer Hochzeit nach Singapur reisen. Dort macht der Britische Geheimdienst Francis ein Ausstiegsangebot, auch zu Bridget sucht eine wildfremde Irin Kontakt, die über unbegrenzte finanzielle Mittel zu verfügen scheint. Beide Ehepartner schweigen eisern über ihre Begegnungen. Francis‘ jüngerer Bruder Liam will endlich Geld in der Hand haben, er bietet sich den Briten als Informant an. Francis hält sich für einen dicken Fisch innerhalb der Organisation. Während er noch immer darauf setzt, dass sein Boss sich endlich für seine langjährigen Dienste erkenntlich zeigen müsste, setzt Chief Superintendent George Donnelly von der britischen RUC alles daran, die IRA zu zerschlagen. Zuvor muss er sich vorsichtig an die Frage herantasten, für wen sein Hauptverdächtiger Francis eigentlich arbeitet.

In einem weiteren Handlungsfaden bereitet ein Icherzähler mit riesigem logistischem Aufwand einen Anschlag auf Britische Soldaten in Deutschland vor. Mit dem Wissen der Gegenwart fragt man sich, ob die Organisation nicht bald Konkurs anmelden muss, weil ihr die Kosten aus dem Ruder laufen. Die Handlung reicht von den 90ern bis zum Anfang unseres Jahrhunderts, so dass man als Leser noch erfahren wird, welche der Beteiligten ihre Schäfchen ins Trockene bringen können.
Fazit
Agententätigkeit und Verrat vor aller Augen in einem irischen Dorf, das klingt wie ein Schelmenroman. Wäre da nicht die Abgebrühtheit, mit der Protestanten und Katholiken sich gegenseitig umlegen, egal, ob sie damit Menschen treffen, die zu keiner der beiden Fronten zählen. Nicholas Searle betont, dass seine absurde bis tragikomische Geschichte von Francis und Bridget rein fiktiv sei. Als Leser fühlt man sich teils wie ein Party-Gast, der den Insider-Gesprächen anderer Gäste nicht immer folgen kann. Die Wirkung ist vermutlich beabsichtigt; denn Bridget und ihr Held werfen einander im Gespräch auch nur die nötigsten Informationen zu. Es sind Searles tragikomische, einander ausweichende Figuren, die mir in Erinnerung bleiben werden.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 29. März 2018

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