Der dreißigjährige Tobias Sartorius kommt nach 10 Jahren aus dem Gefängnis.
Er soll auf der Kerb in seinem Heimatort, dem Bad Sodener Stadttteil Altenhain,
zwei Mädchen aus Eifersucht ermordet haben. Das Urteil kommt aufgrund eines
reinen Indizienprozesses zustande, da Tobias die Tat leugnet. Nach Verbüßung
der Strafe kehrt er in seinen Heimatort zurück und stößt auf eine Mauer
eisiger Ablehnung und Schweigens. Was wissen die Dorfbewohner? Da wird seine
Mutter von einer Eisenbahnbrücke im benachbarten Sulzbach gestoßen und die
Dinge eskalieren, die Schatten der Vergangenheit kommen ans Licht...
Der Krimi ist meines Erachtens durchaus spannend geschrieben. Der Leser fiebert
bis zur letzten Seite mit und möchte die Auflösung des Falles wissen. In der
Beurteilung der Story tue ich mich etwas schwer. Den ersten Teil der Handlung,
vor allem die Atmosphäre in dem Dorf, in welches Tobias zurückkehrt, finde ich
gut beschrieben, die Charaktere durchaus authentisch und glaubhaft.
Aber: der Krimi ist zu langatmig. Vor allem werden einige Dinge - etwa der
Mordversuch an Tobias Mutter - nicht aufgeklärt. Warum wird dieser Mordversuch
überhaupt begangen? Auch wenn man am Ende den Täter kennt, kennt man noch
nicht den Grund für diese Tat. Wird hier also nur ein - plotmäßig
überflüssiger - Spannungspunkt gesetzt? Das gleiche gilt für ein weiteres
Motiv, welches erst am Schluss des Romans anklingt: ein Testament wird
verändert und das Original dieses Testaments wird nicht vernichtet, sondern
aufgehoben? Warum? Warum wird es nicht frühzeitig der Polizei zur Verfügung
gestellt?
An diesen beiden - m.E. ungenügend aufgeklärten - Handlungselementen zeigt
sich, dass der Krimi bei aller Spannung nicht genügend konstruiert und
durchdacht erscheint, zumindest ging es mir so. Dies liegt m.E. daran, dass sich
die Autorin zu sehr in Nebenhandlungen (etwa die familiären Beziehungen des
ermittelnden Kripo-Teams um Oliver Bodenstein und Pia Kirchhoff) konzentriert
und dabei einige Handlungsfäden aus dem Auge verliert.
Schade, denn die Story hatte m.E. durchaus Potential und war zu Beginn auch
durchaus spannend - diese Spannung konnte aber letztlich nicht durchgehalten
werden. Ein guter Krimi muss alle Handlungselemente lückenlos und zweifelsfrei
aufklären. Und daran hapert es.
Fazit
Daher: einem gut gelungenen ersten Teil steht ein weniger gelungener zweiter
Teil gegenüber und daher ist letztlich der Autorin kein guter, sondern
lediglich ein mittelmäßiger Krimi gelungen, der trotz interessanter STory
letztlich nicht restlos zu befriedigen vermag.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 24. Februar 2013 2013-02-24 18:39:39