Rasant, lässig, spannend
"Ich mag dich wirklich, Larry" - "Werd bloß nicht schwul. Das
mag man nicht, wo du herkommst, Lew….nächstes Mal spielen wir eine Runde
Russisch Roulette. 6 Kugeln in der Trommel und Du fängst an".
So sieht es aus, wenn zwei zwielichtige, russische Gestalten mit umgehängten
Maschinenpistolen den coolen, aber aktuell überaus erfolglosen Privatdetektiv
"besuchen". Das mag durchaus noch mit einem nicht abgeschlossenen Fall
aus der jüngeren Vergangenheit zusammenhängen. Und Larry hasst ungelöste
Fälle, hat aber im Augenblick vor allem die Sorge, wie er seine neue
Assistentin, die ehemalige ukrainische Pathologin, bezahlen soll.
Diese hyperaktive junge Frau, Typ reiche, verwöhnte Tochter, die ihn gerade
gegen sein ständiges "Nein" damit beauftragt hat, ihren
verschwundenen Vater, den weitbekannten Schriftseller, zu suchen, ist da auch
keine rechte Hilfe. Immerhin gab es 10.000 € Vorschuss Schönwetter-Berlin,
doch die haben die beiden Russen jetzt auch gerade mitgenommen. Wobei noch
Francine, das aktuelle Goldstück an Larrys Seite wartet, seine Ex-Frau ihm den
pubertierenden Sohn vorbeibringt und alles ein wenig ungeordnet erscheint. Was
Larry leger hinnimmt. Immer das Beste draus machen, das ist sein Motto.
Aber alles wird sich schwieriger entwickeln, als er ahnt und auch diese
ironisch-distanzierte Lebenshaltung ins Wanken bringen. Denn nicht nur das
ominöse Verschwinden eines sonderlichen Schriftstellers, nicht nur dessen
ständig heftig mit Larry flirtende Tochter, sondern auch ein Mord werden seine
Wege kreuzen und er selbst ins Fadenkreuz nicht nur eines Zielfernrohres
gelangen. Und ein äußerst merkwürdiger Mensch mit ebenso merkwürdigen
Vorlieben und dunklen Gedanken wird eine noch tragende Rolle in den Ereignissen
einnehmen.
Schnell, präzise, mit Ironie und Humor, klarer Kante und einer hervorragend in
Szene gesetzten Hauptfigur (wie alle Figuren im Roman ein pointiertes Eigenleben
für den Leser entfalten) zieht Haffner den Leser von der ersten Seite hinein in
einen Sog der Lektüre. Das alles in einer Sprache und mit Sprüchen, die an
keiner Stelle aufgesetzt oder künstlich, sondern im Gegenteil sehr flüssig
wirken.
Fazit
Von der treffend beschriebenen Atmosphäre angefangen, mit Liebe zum Detail, was
Einrichtungen angeht, mit starken Persönlichkeiten, die es gewohnt sind, ihren
Kopf durchzusetzen und den verschiedenen Spannungsfäden im Buch, die den Leser
nach einer Weile heftig miträtseln lassen, bietet "So schön wie tot"
eine hervorragende Kriminallektüre im Stil klassischer Privatdetektiv-Romane.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. März 2018 2018-03-25 12:45:12