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Claudia Rikl: Das Ende des Schweigens

Das Ende des Schweigens

von Claudia Rikl
Verlag: Kindler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-463-40685-5

Preis: 14,40 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. November 2024]
Der Körper des alten Mannes ist so kaputt, als hätte er sein Leben lang auf der Straße oder im Wald gelebt. Sein Lauschen auf Anzeichen eines Verfolgers zwingt dazu, mit ihm zu atmen und zu hören. Hat er noch kurz vor seinem Tod Wahnvorstellungen? Susanne will in einem Haustauschsystem Ruhe in einem Wochenend-Haus bei Neubrandenburg finden – und steht unvorbereitet vor dem Toten. Neben dem Mann liegt ein Käppie einer NVA-Uniform. Als Kommissar Michael Herzberg am Tatort das Uniform-Käppie sieht, kann er sich nur mühsam auf den Beinen halten. Die Ermittlungen zum Toten in der Datscha konfrontieren Herzberg mit seiner eigenen DDR-Vergangenheit. Zur Zeit seines Studiums saß er als Staatsfeind in Haft. Herzbergs Team ermittelt, dass der Grund der ehemaligen "Bonzen"-Siedlung einmal einen Besitzer hatte, Grundig, der zu DDR-Zeiten sein Land hastig in Wochenendgrundstücke unterteilte, um nicht enteignet zu werden. Als sich herausstellt, dass der tote Hans Konrad Major der DDR-Volksarmee war und für einen DDR-Rentner über ein bemerkenswert großes Vermögen verfügte, wird in mehrere Richtungen ermittelt. Herzbergs Team kommt einem bei der NVA vertuschten Skandal in einer konkreten Kaserne auf die Spur, der aufgrund der NVA-Vergangenheit einiger Kollegen den Ermittlern tief an die Substanz geht. Die von der Diktatur verordnete Selbstzensur lässt sich nach dem Fall Konrad nicht länger aufrecht halten. Weitere Fäden führen zu korrupten Strukturen, die wenigen Bürgern kurz nach der Wende die Taschen füllten. Parallel dazu folgt Claudia Rikl dem persönlichen Trauma der Zeugin Susanne Ludwig und der komplizierten Ehe Herzbergs mit einer behinderten Partnerin.
Fazit
Claudia Rikls komplexer, zeitgeschichtlich interessanter Plot wird gerade zur rechten Zeit veröffentlicht; denn vergleichbare Ereignisse möchte die Nach-Wende-Generation inzwischen am liebsten verdrängen. Herzbergs Team (mit den Allerwelts-Namen Meier, Müller, Richter) wird so ausführlich und bildhaft vorgestellt, dass mit einer Fortsetzung des Romans als Reihe zu rechnen ist. Das Ausmaß an Psycho-Ballast, den Susanne und die Herzbergs zu schultern haben, lässt den ohnehin komplizierten Fall überladen wirken. Den Stil empfand ich als treffend für ein Szenario zwischen alter und neuer Prominenz des DDR-Sozialismus; ein paar Straffungen würden dem Text guttun. Figurenzeichnung und einzelne Details wirken teils überzeichnet. So muss ein Mobbingopfer nicht durch eine besondere Persönlichkeit Mobbing herausfordern; gemobbt wird bereits, wenn ein System dies zulässt. Als gelungenen Erstlingsroman empfehle ich "Das Ende des Schweigens" gern weiter.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 18. März 2018

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