Lange verschwundene Mädchen, aktueller Aufruhr und frische Bluttaten
Reverend Jeremiah und seine Frau Naomi schienen vor 20 Jahren die Leuchttürme
an biblischer Erleuchtung, festem Glauben und genau jener Geistliche mit seiner
stringenten Herzdame zu sein, denen Eltern gerne ihre Kinder in den Ferien
anvertrauten. "Für eine gottesfürchtige Ausrichtung". Mitsamt der,
nach außen hin, ebenfalls charakterfesten Gruppe jugendlicher Helfer, allen
voran der Sohn des Reverend und Stiefsohn dessen damaliger Frau. Doch zwei
Mädchen sind damals verschwunden. Bis heute, zwanzig Jahre später, nicht
auffindbar. Lucas, der Sohn Jeremiahs, ist vor Ort geblieben und nun
Deputy-Sheriff.
Jeremiah ist in der Nähe und versucht seit einiger Zeit, das riesige Gelände
der Kirche, seit den Ereignissen damals brachliegend, zu verkaufen. Inzwischen
geschieden von seiner "starken Hilfe" Naomi (deren Erbe im Übrigen
dieses Land darstellt). Eine Trennung, an der Lucas nicht unbedingt völlig
unbeteiligt war, deren wahren Gründe aber dennoch weitab in nicht sichtbaren
Gefilden noch lauern. Und nun ist dieser Knochen, dieser Schädel in einer
Höhle am Meer gefunden worden.
Die Familien der beiden verschwundenen Mädchen hoffen und bangen, die Polizei
bestellt alle damals Anwesenden, vor allem die "Helferbrigade", zu
Gesprächen ein. Aus zwei Zeitperspektiven erzählt Jackson in eher simpel zu
nennender Sprache, aber mit Zug und Tempo, diesen Fall. Der vor allem deswegen
sich auch mit innerer Spannung gestaltet, weil damals wie heute die inneren
Beziehungen der damals Jugendlichen und heute im mittleren Alter sich bewegenden
Männer und Frauen viel Ungeklärtes und auch 20 Jahre später noch aktuell
reibendes in sich tragen. Positiv wie negativ.
Wobei doch das ein oder andere Mal emotionale Zustände oberflächlich
geschildert wirken und zu rasch schwankend den Personen zugeordnet werden. Was
den Gesamtablauf nicht stört, hier und da aber doch den Leser kurz irritiert.
Das zumindest damals die Gruppe vielfach anderes nachts zu tun hatte, als die
anvertrauten Kinder zu beaufsichtigen, dass ist da nur eine erste, noch
verständliche Spitze eines Eisberges an Vergnügen, Sex, Eifersucht, Neid,
Hass, Liebe, naivem Gottglauben, bigotter Verkündigung, nackter Angst um die
Zukunft einerseits und romantischer Hoffnungen andererseits, die in einem
Verbrechen kulminieren werden. Woher aber in der Gegenwart jene SMS kommen mit
dem Bild eines Mädchens im Sarg und den Worten "Strafe muss sein"?
Für wen? Warum jetzt noch? Und ja, es wird nicht ohne weitere Tote zu Ende
gehen, wobei die eigentliche Auflösung all dessen, was als Zustände damals im
Camp herrschten, noch tiefere Untiefen bereithalten wird, als der Leser zu
diesem Zeitpunkt noch ahnt.
Fazit
Gute Unterhaltung liefert der Thriller allemal, einige wenig Längen müssen
dabei überstanden werden und auch wenn manches Mal die sprachliche
Differenzierung nicht im Vordergrund steht, Spannung ist auf jeden Fall geboten.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 07. März 2018 2018-03-07 11:17:05