Corinna Marie, ihr kleiner Bruder und ihre Mutter sind umgezogen; das bedeutet
eine neue, billigere Wohnung und mitten im Schuljahr eine neue Schule für
"Inna". Das Stadtviertel, in dem sie nun leben, wirkt heruntergekommen
und die anderen Mieter im Haus scheinen alle alt zu sein. Inna hat schon immer
einen Großteil der Verantwortung für Jona getragen. Ohne ihre Hilfe würde die
Mutter mit dem verhaltensauffälligen Kleinen nicht klar kommen. Ein ist klar,
sobald Inna die Last nicht mehr mitträgt, muss ein Kind wie Jona ins Heim. Als
Inna am ersten Schultag im Sekretariat irrtümlich Marie genannt wird, öffnet
sich plötzlich ein Fenster für sie. Spontan stellt sie sich als Marie Müller
vor. Ob sie sich hier unter neuem Namen neu erfinden kann?
Inna kann nicht ahnen, dass es in ihrer Klasse vor ihr eine andere Marie gab,
die die Schule verlassen musste, nicht gerade ruhmbekränzt. Was genau passiert
ist, muss Marie den Mädels mühevoll aus der Nase ziehen. Die Mädels, das
sind "Schnalle" (Chantal) und Pauline, die ihren ganzen Ehrgeiz
einsetzen, damit Inna auf jeden Fall die Versetzung in die folgende Klasse
schafft. Ein weiterer Lichtblick: Mit Marc, der in ihrem Haus wohnt, kann Inna
reden. Marc weiß, wie man sich als Neuer in der Klasse fühlt. Er sieht
Schnalle und Pauline längst nicht so positiv; Inna kann das kaum glauben. Auch
Marc hat es nicht leicht, seit sein Vater mit irgendwelchen Luftschlössern
scheiterte und seine Mutter mit einem Polizisten zusammenlebt. Mit Marc erkundet
Inna die Industriebrache direkt hinter ihrem Haus. Hier scheinen einige der
Fäden zusammenzulaufen, die erklären könnten, warum die andere Marie von der
Schule abgehen musste. Ahnungslos tappt Inna in einen ausgewachsenen
Kriminalfall, während ihre und Marcs Eltern eine unerwartete Entwicklung
machen.
In einer Kombination aus Krimi, Sozialdrama und Coming-of-Age-Story folgt
Susanne Fischer einer 15-jährigen Heldin, die sich selbst nicht so wichtig
nimmt und äußerst vorsichtig über andere Menschen urteilt. Dieser
Charakterzug hilft Inna u. a. dabei, die kleine Welt ihres behinderten Bruders
zu verstehen. Ihr privates Chaos trägt Inna mit knochentrockenem Humor, sie
bildet darin sogar den Ruhepol für andere. Aus der Sicht einer 15-Jährigen
scheinen die sozialen Probleme in Innas Umfeld zunächst unlösbar, für eine
Gegend mit preiswerten Wohnungen kurz vor dem Abriss, sind sie jedoch sehr
realistisch.
Fazit
Sei nicht zu voreilig mit deinem Urteil über andere!, ist die Botschaft des
spannenden Romans, der mit einer glaubwürdigen Heldin überzeugt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 25. Februar 2018 2018-02-25 08:43:21