Anregend ungewöhnliche Ideen
Günter Bamberger, der die Lösungsorientierte Kurzzeittherapie wohl wie kein
zweiter für die Praxis reflektiert du umgesetzt hat, hat es zu Zeiten bereits
nicht abgelehnt, auch in bis dato ungewöhnlichen Settings mit seinen Klienten
zu Arbeiten. Bis hin zur "Therapie-Jogging-Stunde". Was nicht nur den
Vorlieben bestimmter Klienten oder deren Zeitmangel geschuldet war, sondern im
Lauf solcher Erfahrungen verdichtete sich die Erkenntnis, dass unter gewissen
Umständen ganz anders als sonst gelagerte Orte einen positiven
"Zuschlag" zum therapeutischen Prozess beinhalten konnten.
Barbara Messer wendet sich ebenfalls diesem Gedanken zu und das sehr praxisnah,
präzise und in großer Breite der Möglichkeiten. "Sushi-Coaching"
oder auch "unter einer Yak-Decke" bis hin zum "Lagerfeuer".
Erweitert um ebenfalls (für ein Coaching noch) ungewohnt wirkende Methoden wie
"Tiermeditation" oder "Danken und Bitten" oder ein
"Baum-Coaching".
Bevor nun aber das ein oder andere amüsierte bis ungläubige Gefühl sich breit
macht, sollte man das Werk lieber erst gelesen haben, denn hinter all dem
Ungewohnten und teils merkwürdig klingenden ("Im Beichtstuhl) stehen
fundierte theoretische Überlegungen, eine vorurteilsfreie Annäherung an
Begriff und Elemente des Schamanismus (als Randmöglichkeiten nicht als Kern des
Coachings und der Beratung) und die Aufnahme neuester Erkenntnisse des
"Storytelling", dass "Geschichten unter die Haut gehen" und
vielfache Formen von Wirkungen in sich tragen, die in dieser Breite bisher noch
nicht methodisch für Coaching und Beratung durchdekliniert sind.
Gerade weil Messer das wohl allseits bekannte Gefühl bei Problemen mit zum
Ausgangspunkt ihrer persönlichen Arbeiten und Überlegungen setzt, dass
Menschen "in etwas feststecken", dass sie aus eigener Kraft nicht
"verlassen bekommen". Nimmt man diese innere, psychische Situation im
übertragenen Sinne "beim Wort", dann ist es überaus naheliegenden,
auch räumlich gesehen "andere, neue Orte" aufzusuchen, um die Wirkung
jener Orte mit in die beratende und therapeutische Arbeit einzubeziehen.
"Das Gehirn hat zu tun. Es fällt nicht in die bewährten Muster, wie es
meist der Fall ist, wenn es einen Coaching Raum betritt".
Und behält anderes in Erinnerung als, doch meist, das Gespräch und die ein
oder andere Übung in "klinischer Umgebung". Andere Sinneseindrücke,
die zu anderen Haltungen und Verhaltensweisen führen und sich mit Bildern
(Storytelling-Elemente) auch anders im Klienten verankern können. Und bevor die
Kritiken zu laut werden, dass hier wäre alles andere als ein "echtes
Coaching", greift Messer selbst vor: "Vielleicht trifft eher zu, eine
Zeitlang miteinander zu gehen". Mit natürlich zugewandter und
professioneller Haltung samt der eigenen, methodischen und therapeutischen
Kompetenz als Coach und Berater.
Fazit
Letztlich aber legt Messer eine hochinteressante Lektüre vor, die vielfache,
ganz traditionelle Instrumente aufgreift, mit denen Menschen seit jeher eine
innere Entwicklung ausgeformt haben. Bis hin zu dem einfachen Sitzen am
Lagerfeuer, dem dort hören von Geschichten (nicht irgendwelchen, sondern jenen,
die "gerade dran sind" und mittels dieser Entschleunigung. Was, wie in
allen anderen beschriebenen Methoden und Überlegungen im Buch letztlich mit den
Mittelnd er Entspannung, der Neugier, des "Herauskommens", des Spiels
und der Inszenierung arbeiten, mittels derer vielfältige innere Ebenen erreicht
werden.
Auf jeden Fall ist das Werk die Lektüre wert, denn es öffnet den eigenen Blick
immens, ohne den Zwang zu generieren, ob einer direktiven Theorie dies genauso
übernehmen zu müssen. So bietet es vor allem einen "Handwerkskasten"
an Instrumenten und Methoden, den Rat suchenden Menschen in seiner
Menschlichkeit, seiner eigenen, inneren Kraft und in seiner Verbindung zum
"großen Ganzen" zu bestärken.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 09. Februar 2018 2018-02-09 12:05:16