Die persönliche Geschichte hinter der Bewegung
"Es ist dieselbe Patrisse, die damals meinen Vater begrüßt, als er nach
so langer Zeit aus dem Gefängnis kommt. Ich bin noch jung, aber inzwischen
schon eine Frau mit kritischem Blick und echter Verantwortung".
So hat sich Patrisse Khan-Cullors durch ihr Leben und ihre Erfahrungen bereits
entfaltet, es sind etwa 100 Seiten im Buch vergangen. Von da an aber ist es noch
eine ganze Weile hin, bis aus der jungen, modernen, klugen und energischen Frau
eine jener Kräfte wird, die hinter der "Black-lives-matter" Bewegung
eine tragende Rolle einnehmen wird. Hier nun kann der Leser in sehr flüssigem
Ton und durchaus mit Tempo geschrieben, den bisherigen Lebensweg von Patrisse
nachlesen und die Hintergründe der Bürgerrechtsbewegung, die als kraftvolles
Gegengewicht zu den (davon überzeugt die Lektüre spielend, wie auch das
faktische Geschehen in den USA) häufigen, kaum verfolgten, immer wieder für
Aufschreie sorgenden "Tötungen" oft junger schwarzer Menschen durch
die amerikanische Polizei.
Konkret gründete sich Black-Lives-Matter im Rahmen der Erschießung des jungen
Trayvon Martin 2013. "Schwarzes Leben zählt" - dass dies überhaupt
im 21. Jahrhundert noch wichtig ist, laut und klar zu betonen, ist bereits ein
Affront und Skandal an sich. Sieht man dazu, dass rassistische Ressentiments an
sich und Gewalt, die in einer überwiegenden Zahl in dieser Form Schwarze
betrifft und zudem noch von offiziellen Vertretern des Staates meist ungestraft
von statten geht, dann wächst während der Lektüre beim Leser die Empörung
seitenweise mit.
Was für Patrisse auch eine persönliche Geschichte ist. Es gelingt der Autorin,
das allgemeine Klima, in dem (ganz normale) Schwarze in der Gegenwart in den USA
leben, durchgehend im Hintergrund ihrer Biographie mitschwingen zu lassen und
auch ihre persönliche Betroffenheit und Prägung präzise zu formulieren. Vor
allem, als ihr Vater stirbt.
"Mein Vater, dessen ganze Geschichte niemand von uns je ganz erfahren wird.
Was haben all die Jahre, die man ihn wegsperrte, mit ihm gemacht. All die Jahre
in Ketten. All die endlosen Tage ohne menschliche Berührung. Außer
Berührungen, die Leid bedeuten".
"Dieser Mann, der in einem Land der gebrochenen Versprechen an gebrochenem
Herzen starb. Wenn mein Vater in diesem Amerika nicht sein konnte, wie kann dann
so etwas wie Amerika überhaupt jemals sein"?
Worte, die den Abschluss des ersten Teils des Werkes bilden und dem Leser
bestens vermitteln, wie diese junge Frau ist. Bevor dann im zweiten Teil die
ebenfalls hochinteressant zu lesende Geschichte der
"Black-Matter-Lives" Schritt für Schritt geschildert wird.
Fazit
Ein wichtiges Buch in einer Zeit des Versuches politischer Restauration an so
vielen Orten.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 07. Februar 2018 2018-02-07 11:30:49