Spannendes Verwirrspiel mit Wurzeln in der Vergangenheit
"Deine Mutter hat es mir gesagt".
Diesen Satz findet Jane Rizzoli auf der Rückseite einer Fotografie. Ein Satz,
der eine zentrale Bedeutung zu haben scheint in diesem Fall, in dem sich lange
nicht wirklich etwas vor oder zurück bewegt. Sehr zum Missfallen der
Ermittlerin. Die zwar irgendwann eine recht klare Theorie über die Motive der
grausamen Morde entfaltet, aber auch da zunächst mehr Fragen eröffnet, als das
wirklich Antworten im Raume stehen würde. Was auch damit zu tun haben könnte,
dass ihre kongeniale Partnerin, Maura Isles, durchaus mit diesem Foto etwas zu
tun hat.
Fäden, die in die Vergangenheit führen, auf allen Seiten der handelnden
Personen, das auf jeden Fall scheint eine gesicherte Spur zu sein. Rache das
vordergründige Motiv und einen stark Verdächtigen findet Jan Rizzoli auch etwa
in der Mitte des Buches. Warum aber werden die Ermordeten auf genau diese,
ausgeklügelte und ziemlich einzigartige Weise im Tod bestimmten
"Vorbildern" "nachgearbeitet"? Was ist wirklich passiert,
damals, in dieser Kindertagesstätte, was doch zu, ebenfalls damals, so
eindeutigen Verurteilungen geführt hat? Was hat Isles Mutter, die
Serienmörderin, mit diesem Fall zu schaffen?
Und wie kann Jane, ganz nebenbei, sowohl was ihren Partner Frost angeht, was
ihre eigene familiäre Situation im Blick auf ihre Eltern angeht und was, zu
guter Letzt, die absolut unglückliche Liebe ihrer Freundin Maura betrifft,
einige Räder in Bewegung setzen, um dann auch auf der privaten Ebene
Schlimmeres zu verhüten? Ein Erzählfaden, der sicher nicht im Vordergrund
dieser temporeichen und verschlungenen Ermittlungen steht, dem Thriller aber das
rechte Maß auch an menschlicher Fragen und Beziehungen zwischen den
Protagonisten mit auf den Weg gibt. Sodass sich im Gesamten, wieder einmal bei
Gerritsen, ein rundes Leseerlebnis ergibt, bei dem der Leser sowohl gute Nerven
braucht, was die genaue Beschreibung der verstümmelten Toten angeht, wie auch
einen guten Magen, wenn Gerritsen den Leser ebenfalls bildkräftig Schritt für
Schritt durch eine Obduktion führt.
Fazit
Lebendig in der Sprache, mit differenziert gezeichneten Haupt- und Nebenfiguren
und einer ganzen Reihe lange offenbleibender Fragen, die den Leser durchweg zum
"Mit-Ermitteln" anregen. Mit einer fulminanten Wendung zum Ende hin,
das aus vermeintlichen Grausamkeiten an verschiedenen Beteiligten auch
Grausamkeiten von verschiedenen Beteiligten erzeugen wird. Eine sehr
empfehlenswerte Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 10. Dezember 2017 2017-12-10 13:41:11