Der zweite Band der großen Irland-Saga von Kiera Brennan (Der erste Band
"Die Herren der grünen Insel" gelangte Anfang 2016 in den Handel.)
ist erschienen. Ähnlich umfangreich und mit vielen historischen Details
bestückt. Thema des Romans sind die Machtkämpfe in und um Irland im 12.
Jahrhundert.
Begonnen wird mit einer Szene, bei der der kleine John "Ohneland",
vierter Sohn des englischen Königs Henry, einer Folterung beiwohnen muss, um
kennenzulernen, was Härte ist. Erst später erfährt er, dass der Gefolterte,
Amaury de Saint-Turin, gar keinen Schmerz spürt und ihm diesen der Wirkung
wegen nur vorgespielt hat.
Wie auch im ersten Band sind die Kapitel nach den Figuren benannt, um die es
sich in dem jeweiligen Kapitel dreht. So folgen insbesondere nach dem ersten
Kapitel viele Szenen, die der Leser zunächst nicht in Zusammenhang bringen
kann, ähnlich den Parallelsträngen in Romanen. Es werden viele Figuren und
ihre Ansichten zum Leben in Irland und zur Freiheit und Macht auf dieser grünen
Insel bildreich dargestellt. Doch dann platzt bald der Knoten und man weiß, wer
mit wem verwandt ist, warum sie verfeindet sind, warum sie andere Namen als im
ersten Band tragen. Die Figuren sind sehr vielschichtig herausgearbeitet. Neben
den liebenswerten und hassenswerten gibt es viele dazwischen, die zwar Sympathie
wecken, aber solche ekelhafte Taten begehen, dass sie dem Leser zuwider werden.
Umgekehrt genauso: So mancher "Bösewicht" zeigt auch seine sanften
Seiten. Das betrifft weibliche wie männliche Figuren gleichermaßen.
Besonders hilfreich und Indiz für umfangreiche Recherchen sind die
detaillierten Abschnitte am Ende des Romans: die Figurenliste, die Zeitleiste
und die historischen Anmerkungen. Sie unterstützen den Leseprozess, weil dort
in komprimierter Form das Geschehen zum Ende des 12. Jahrhunderts übersichtlich
ist.
Fazit
Alles in allem ein spannender Roman, bei dem allerdings der lange Anfang zu
überwältigen ist. Die Fülle an Handlungssträngen, die die Komplexität der
Eroberung Irlands unterstreicht, lässt den Leser tief in das damalige Geschehen
eintauchen.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 01. Dezember 2017 2017-12-01 16:33:04