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Jan Costin Wagner: Sakari lernt, durch Wände zu gehen

Sakari lernt, durch Wände zu gehen

von Jan Costin Wagner
Verlag: Galiani [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-86971-018-1

Preis: 20,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Eher psychologisches Puzzle denn Kriminalroman

Das Sakari durch Wände gehen könnte, meint dieser vielleicht sogar von sich selbst, denn als "Engel" (für den er sich hält in seiner "Ein-Personen-Wolken-WG") dürfte das ja nicht schwierig sein (vor allem, wenn er selbst im Kopf denkt: "Nicht die Türen sind das Problem gewesen, sondern er selbst"). Doch zunächst entkleidet sich jener Sakari auf offener Straße und steigt, mit einem Messer in der Hand, in einen Brunnen. Und nimmt Blickkontakt auf zu einem kleinen Jungen, der dort Eis ist. Dessen Schwester etwas schreckliches Geschehen ist. Dessen kleiner Bruder gerade Schwimmen lernt. Dessen Mutter vor einem Net-Profil immer wieder die Bilder ihrer Tochter ansieht. Dessen Vater irgendwo ist. Sich mal hier und da meldet, aber lange wenig greifbar bleibt.

Der Leser sollte also diesen David im Auge behalten, auch wenn zunächst der Fokus auf Sakari mit seinem Messer und auf Petri, den Polizisten mit der Pistole, gerichtet bleibt. Einige Augenblicke später fließt Blut und selbst der Schütze weiß nicht, was genau da passiert ist. Auch wenn es einen Handyfilm gibt, was innen in ihm geschah, das fasst er nicht genau. Gut, dass er mit dem Ermittler Kimmo Joentaa bekannt, befreundet ist. Auch wenn dieser mit seiner Tochter Urlaubstage genießt, eigentlich den Mond vermessen sollte, Kimmo macht sich auf, den Hintergrund des "Engels" näher zu beleuchten und stößt in ein ganzes Netzwerk voller Möglichkeiten und Verbindungen, die erst ganz langsam ans Tageslicht treten werden.

Wie in einem Film "schneidet" Wagner dabei in der Form von "Szene zu Szene", erzählt immer versatzweise aus der Perspektive aller Beteiligter (und aus manchen anderen, deren Beteiligung lange nicht auf der Hand liegt). Das ergibt einerseits ein gewisses Tempo, führt den Leser aber andererseits zu so vielen subjektiv betrachteten Fäden der Geschichte, dass zwischendurch heillose Verwirrung nicht ausbleibt. Dennoch gelingt es Wagner damit durchaus, zwei Kernelemente seiner Art des Schreibens und der Darstellung "an den Mann" zu bringen.

Zum einen erlebt der Leser quasi die Personen aus der "Innensicht" zeitgleich. Den auf der Couch ermattet vor sich hindösenden Petri, die Lebensfreude von Kimmos Tochter mit ihren Freundinnen, das fast schon "erwachsen werden müssen" des kleinen David angesichts der familiären Situation und des Zustandes der Mutter, die einzelnen Schritte von Kimmos Ermittlungen.

Und andererseits zieht Wagner den Leser durch diese Technik und die sehr feine, differenzierte Sprache mitten hinein in dieses Beziehungsnetz. Wobei es dauern wird, bis sich, bildlich gesprochen, ein kleiner Hügel formen kann, von dem aus man als Leser einen besseren Überblick über das vermeintlich eher chaotische System der Zusammenhänge ergibt. Spannung taucht dabei kaum auf, eher ist das Buch als eine Metapher zu begreifen, wie fragil das Leben an sich ist (was als Thema bei Wagner auch in anderen Kimmo Joentaa Fällen auftauchte) und was am Ende einem im Strudel losgetretener Ereignisse vielleicht Halt geben könnte.
Fazit
Tief ausgelotet und sprachlich fein gezeichnet nimmt die Geschichte den Elser durchaus gefangen, wobei die Form der überschnellen Wechsel der Perspektiven und die eher sehr ruhige Form des Erzählens auch Längen und eine gewisse Anstrengung der Lektüre mit sich bringen.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 27. November 2017

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