Einnehmend verfasst und sehr informativ
"Wir stehen am Anfang des Wegs, den der Wanderer schon zurückgelegt hat.
Wir haben entdeckt, dass das Universum viel mehr ist als der uns bekannte Raum,
die bekannte Zeit, die bekannte Energie, die Materie. Wir wissen, dass die
Wirklichkeit ganz anders sein muss, als sie uns erscheint".
Eine Erkenntnis, der Stefan Klein in ruhiger Sprache und sachkundig nachgeht,
mit dem Talent, auch abstrakte physikalische Erkenntnisse in einfacher Sprache
und griffigen Beispielen dem Leser nahe zu bringen. Was unter anderem auch die
Lösung des Rätsels beinhaltet, warum Albert Einstein in drei Jahrzehnten
intensiver Forschung eben keine "Weltformel" entdecken konnte und
dieser keinen Schritt näherkam. Was dem Leser auch zum Begriff der
"Inflation" und der Welt er "Mikrouniversen", der
"spontanen Expansion", zum "Hintergrundrauschen" des
Universums und zu mancherlei verblüffender Wahrscheinlichkeitsrechnungen
führen wird.
"Die unwahrscheinlichen Zustände verschwinden zugunsten der
wahrscheinlicheren".
Was umgehend auf das Verständnis der Zeit rückwirkt und, ganz entgegen dem
"alltäglichen Gefühl" dessen, was der Mensch für "normal"
hält (das "sich befinden in einer kontinuierlichen Zeitlinie mit
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) eben doch Einsteins Erkenntnis zementiert
und verständlich darlegt, dass die "Trennung zwischen Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft für eine Illusion halten musste".
Wie bei Platons "Höhlengleichnis" oder der Analogie des Paulus im
ersten Korintherbrief ("jetzt aber sehen wir in einen Spiegel und sehen nur
rätselhafte Umrisse) führt Klein den Leser über die Grenze der subjektiven
Wirklichkeit hinaus und eröffnet mit der Darlegung des aktuellen Status Quo der
Physik im wahrsten Sinne des Wortes "neue Welten". Zumindest Seite
für Seite Hinweise und Anregungen dazu, die eigenen Selbstverständlichkeiten
permanent als rein subjektive Wahrnehmungen des eigenen, begrenzten Geistes
aufzudecken.
Fazit
Was im Gesamten der Lektüre aber nicht "zerstört" oder
"verwirrt" zurücklässt, sondern den Blick hochgradig weitert und
immer wieder auch Demut fühlen lässt angesichts der Größe, Weite und
Struktur des Universums, soweit bis heute bekannt und betrachtet werden kann.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 20. November 2017 2017-11-20 12:25:30