Faszinierend, auch wenn es dem eigenen Geschmack vielleicht gar nicht
entsprechen mag
Die Zeit des Lebens in "Lofts" ist in den letzten Jahren zwar nicht
"aus der Mode" gekommen wohl aber nicht mehr in dem Maße
"in", wie es ab Mitte der 80er Jahre bis Ende der 90er Jahre des
letzten Jahrhunderts gewesen ist. Wie so vieles "aus der Not geboren"
(gerade in Städten wie London, New York oder auch Paris war damals und ist
heute der Immobilienpreis so exorbitant hoch, dass es für weniger vermögende,
oft kreativ arbeitende Menschen, eine sich anbietende Lösung war, auf nicht
mehr genutzte Industrieflächen zum Wohnen hin auszuweichen). So wie in der
ehemaligen weltgrößten Fabrik für "Hundefutter" in London, in der
als erstes Großprojekt seiner Art 150 Wohnungen als kombinierte
Wohn-Arbeitsflächen entstanden sind. Und von da an einen "Siegeszug des
Wohnens" weltweit einläuteten.
Und auch das sollte klar sein beim Betrachten dieses Buches (angefangen von
einem eigenes designten und hergestellten Toilettensitz und bei Küchen- und
Badelementen noch lange nicht aufhörend), die faszinierenden, im wahrsten Sinne
des Wortes "Wohnlandschaften", die Sophie Busch im Buch fotografisch
bestens ins Licht rückt und mit eingängigen, erläuternden Texten versieht,
sind in dieser Form für "Normalverdiener" schlichtweg nicht zu
bezahlen.
Dennoch aber, das Buch bietet weit mehr als einen Einblick in eine modische,
"reiche" Wohnform. In Farbgebung, individueller Gestaltung, in
Raumnutzung, Raumaufteilung durch einfache, aber edel und geschickte Mittel, im
Blick auf das Mobiliar bis hin zur kreativen und eleganten Form der
Beleuchtungen bietet das Werk vielfältige Hinweise und Eindrücke, wie
vielleicht auch mit einem weniger großen Budget ausdrucksstarke Einrichtungen
dem einzelnen möglich wären. Wobei, das verbleibt als Wehrmutstropfen, es
bedarf in den meisten der dargestellten Beispiele vor allem eines, und das ist
mit am Teuersten in der heutigen Zeit: Platz.
Ob Stützen, Balken und Träger, Holz und Stahl, offenes Backsteinmauerwerk oder
Betonwände und -böden, ob individuell gestaltete Decken in Verbindung mit
Fabrikwänden und Fabriktüren (von denen manche eher den Umfang von Toren
einnehmen), ob leicht mit "Farbtupfern" versehene, eher monochrome
Wohnbereiche in Stahl, Ziegel, Beton oder Metall eingerahmt werden, das
benötigt, um zu wirken und in vielen Fällen um überhaupt umgesetzt zu werden,
viel Platz. Auch wenn so manches "stille Örtchen" sich auf ein paar
wenigen Quadratmetern bereits bestens zur Wirkung bringen kann.
All dies Großformatige, was das Wohnen im Sinne der Räume angeht, kulminiert
am Ende des Werkes in di einzelnen Möbel und deren Design. Ob mit verzinkten
Rohren oder alten Spinden gearbeitet wird, ob alte Zollstöcke und Lineale oder
gar Betonhohlblocksteine zum Einsatz kommen, oder ob
"Industrie-Leinen" als Stoff in vielfacher Weise Sitzmöbel, Lampen
und Hocker überzieht, hier wird es für jeden Leser interessant, der dem
"Vintage" etwas abgewinnen kann. Denn Material für solche Möbel,
Leuchten, und Accessoires wären, bei genügend Geduld, durchaus auch für einen
kleinen Preis zu finden.
Fazit
Alles in allem ein hervorragender Eindruck in die Praxis des
"Vintage", mitsamt der Vorstellung herausragender Designer und
eindrucksvoll individuell gestalteten Wohnraums. Jederzeit eine ausführlich
Betrachtung wert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 13. November 2017 2017-11-13 12:11:54