Cal Mac-Gill hat eine Software entwickelt, mit der sich Meeresströmungen und
damit der Weg von Havarie-Waren oder auch Leichen verfolgen lassen. Bisher
unterstützte er mit seinem Spezialwissen Umweltaktivisten, mit denen er online
vernetzt ist. Seine speziellen Interessen könnten in naher Zukunft vermutlich
Cals Lebensunterhalt finanzieren. Im zweiten Fall der Sea-Detective-Reihe
scheint es zunächst um einen Familienkonflikt zu gehen, der nicht unbedingt ins
Spektrum eines IT-versierten Meeresbiologen fällt. Als im schottischen Poltown
Diana Ritchies beigesetzt wird, kommt Cal zur Trauerfeier, weil die Verstorbene
früher in Edinburgh eine Bekannte seiner Mutter war. Diana und der Kronanwalt
William Ritchies bewohnten in der Nähe von Ullapool einen repräsentativen
Landbesitz. Dianas Tod bringt nun eine sorgsam austarierte Familien-Konstruktion
aus dem Gleichgewicht, als die Haushälterin Mary ihrer Machtstellung im Haus
der Ritchies beraubt wird und Rache dafür schwört. Zwei Frauen, die im
Abstand von 26 Jahren am Flutrand des Atlantiks stehend beobachtet werden,
stellen eine Verknüpfung her zwischen der Gegenwart und sorgfältig
vertuschten früheren Ereignissen. Bisher war immer behauptet worden, die junge
Megan hätte im Meer den Tod gesucht und ihr Neugeborenes wäre damals
wunderbarerweise gerettet worden.
Jim Carmichael, der für den Dorfladen die Lebensmittel ausliefert, kommt auf
die Idee, als Spezialist für Meeresströmungen könnte doch Cal Mac-Gill Licht
in den geheimnisvollen Fall bringen. Eigentlich will Cal in Poltown nur in Ruhe
am Meer entlanglaufen und keinen neuen Rechercheauftrag annehmen. Wichtiger
Zeuge im Fall Megan Baites war der verschlossene Duncan. Beide Männer zusammen
bringen doppeltes Expertenwissen über das Meer und die Wege seiner Strömungen
ein. Um Kontakt mit dem exzentrischen Landwirt und Strandgutsammler
aufzunehmen, ist Cal selbst Sonderling genug – und er stellt die richtigen
Fragen. Duncans Hof liegt direkt an der Küste. Der Landwirt kämpft zurzeit
verzweifelt gegen einen Windenergie-Konzern, der ihn mit allerlei juristischen
Mätzchen zum Verkauf nötigen will. Die geplante Windkraftanlage entzweit die
Einwohner, die vom Tourismus leben von denen, die sich Arbeitsplätze oder satte
Renditen in der Windkraftbranche versprechen. Als auch noch eine junge Frau
anreist, die in Poltown ihre Wurzeln suchen will, kommt Tempo in die verworrene
Geschichte. Nach einigen Exkursen der Handlung zur Windenergie-Frage kann Cal
schließlich die Wende in einem komplexen Vermissten-Fall einläuten.
1.
Sea Detective. Ein Grab in
den Wellen
Fazit
Mit Blick auf eine Kleinstadt und eine winzige Gezeiteninsel an der schottischen
Küste konstruiert Douglas-Home einen "Ärger im Herrenhaus", der
zunächst einen eher konventionellen Plot vermuten lässt. Während die
Romanfiguren mit jeweils eigenen Theorien zu Megan Baites Verschwinden
jonglieren, muss man selbst immer wieder Annahmen und Fakten neu justieren.
Auch der spannende zweite Band des Sea Detective lohnt sich zu lesen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 20. Oktober 2017 2017-10-20 15:24:34