Ein schlaksiger Mann in Trenchcoat, zu kurzer Hose und Ringelstrümpfen steht
über den Dächern von Paris auf einem Sims, weit vorgeneigt, und zieht seinen
Hut zum Gruß. Pfeife, Regenschirm, eine Hand locker auf die Hüfte gestützt -
wer je Jacques Tatis Filme gesehen hat, erkennt dessen charmant tollpatschigen
Antihelden auf dem Cover von Hallo Monsieur Hulot sofort wieder. Sechzig Jahre
nach Tatis Filmen kommen auch die Geschichten des belgischen Illustrators David
Merveille wieder ohne Dialoge aus. Die wenigen Sprechblasen bleiben leer und
entpuppen sich schließlich als Seifenblasen. Mit klaren Linien und sparsam
eingesetzten Farben gestaltet Merveille 22 kurze Comicstrips für das
Bilderbuch-Querformat. Nachdem auf der Blattvorderseite über vier bis acht
Panels eine kurze Geschichte entwickelt wurde, entdeckt man auf der
Blattrückseite ein ganzseitiges Panel, das die Geschichte geschickt, zumeist
humorvoll, jedoch immer überraschend bricht. Wie sein cineastisches Vorbild
wirkt Merveilles Hulot leicht verträumt, strahlt einen romantischen Charme aus
und betrachtet die Dinge seines Alltags mit den Augen eines Kindes. Auch wenn
sich in vielen der Geschichten intermediale Bezüge verstecken, die sich nur dem
erwachsenen Leser erschließen werden, so sind all die Geschichten doch bereits
Kindern im Kindergartenalter zugänglich. Jacques Tati starb als der in Brüssel
lebende David Merveille gerade vierzehn war. 2004 steckte dieser sich dann
endgültig mit dem Hulot-Virus an, wie er sagt, als er Tatis zeitlosen Helden
erstmals in einem seiner Bücher versteckte.
Fazit
Mit "Hallo Monsieur Hulot" setzt David Merveille Jacques Tati, der
sich als Sonderling in seiner Zeit sah - »Ich bin ein wenig Don Quichotte, der
mit Humor gegen Windmühlen anrennt.« - nun ein wundervolles Denkmal.
Vorgeschlagen von Maren Partzsch
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veröffentlicht am 01. November 2013 2013-11-01 15:54:15