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Beatrix Gehlhoff: Illustrierte Geschichte der Weltliteratur

Illustrierte Geschichte der Weltliteratur

von Beatrix Gehlhoff
Verlag: J.B. Metzler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-476-04475-4

Preis: 25,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Formen und Epochen

Macht man sich klar, dass jedes Jahr allein im deutschsprachigen Raum ca. 90.0000 Bücher, Literatur, neu erscheinen und macht man sich ebenso klar, dass "sich Geschichten erzählen" zur "Grundausstattung" menschlicher Kommunikation gehört, als Ausdruck seiner Selbst, als Mittel zur Informationsvermittlung, selbst in der "reinen Literatur" dann durchaus noch hier und da mit pädagogischen Absichten versehen, oder nur als Ausdruck einer Zeit, einer Befindlichkeit, aber auch als Mitteilung "zeitloser" Wahrheiten oder eben nur zur reinen "Unterhaltung", dann ist umgehend klar, dass der vorliegende, recht schmale Band nicht den Anspruch hat, den Leser differenziert und ausführlich in die Einzelheiten der Literatur oder der unübersehbaren Zahl an Autoren hineinzuführen.

Wohl aber gelingt es Gehlhoff in sehr kompakter Form, dem Leser Grundwissen über die wichtigen Epochen der Literatur und die zentralen Formen derselben verständlich und informativ vor Augen zu stellen. Von den ältesten, schriftlichen Texten der Menschheit über die Antike ins Mittelalter, die beginnenden "Hochzeiten" der Literatur in ihrer je besonderen Ausprägung im 16., 17. Und 18. Jahrhundert mit einem dann deutlich gesetzten Schwerpunkt auf "das lange 19. Jahrhundert", die vielfachen Experimente und "großen Romane" bis 1990 und ein "Statusbericht" der Gegenwart bilden die chronologische, "äußere" Rahmung der Darstellung.

Wobei von Beginn an von Gehlhoff begrifflich geklärt wird, dass ihr Augenmerk auf "Weltliteratur" liegt (auf den Spuren Goethes mit seinem Ansinnen, "sich in den Literaturen anderer Völker umzusehen"). Was steht "über" dem dynamischen und sich ständig veränderndem Bereich der "Nationalliteratur"? Was befruchtet einander aus den verschiedenen Kulturen heraus und setzt "Wegmarken" für ganze Genres?

Das ist, gerade im Blick auf die ältesten Texte, fast am einfachsten zu beantworten. Religion, Welterklärung, Sinnfrage, das langsame Entstehen klarer, sozialer Normen von Mythen der Menschwerdung hin zu Geboten des Miteinanders, von der Suche nach äußerem und inneren Heil hin zu individuellen "Gestalten", die exemplarisch solche Suche (und mögliche Antworten) in sich tragen. Das Alte Testament, das Gilgamesch-Epos, aber auch nach und nach Poesie und Dichtung (Das "Hohelied" in der Bibel" bis hin zu Propheten und "Welt- und Gotterklärern". Mithin könnte man sagen, dass alle Grundthemen der Literatur bereits in diesen alten Schriften gesetzt sind und somit darin echte "Weltliteratur" bereits zu finden ist.

Neue Gattungen traten hinzu ("Satiren"und "Fabel", Lyrik und Diskurse der Weisheit in der Philosophie). Gattungen, die sich weiter und weiter differenzierten, wie in den Heldensagend es Mittelalters, Artuslegende und Alexander-Roman, sich grundlegende Erkenntnisse mit unterhaltsamen Geschichten und religiöser Sinnsuche samt der Abgrenzung von "Gut" und Böse", "Ehre und Niedertracht" ihre Bahn brachen.

Klassik, Briefroman, Minnelied und Liebesroman, das "Jahrhundert der Enzyklopädien" oder auch die Entstehung literarischer Salons, die "Romantik" in Deutschland, die "Durchbrechung der Formen" durch E.T.A. Hoffmann mit seinen Einführungen der Metaebenen. Das Aufkommen und der Siegeszug von "Short-Stories" oder die strikte Abbildung gesellschaftlicher Moral im viktorianischen Roman, alles findet sich sauber aufgeführt und grafisch ansprechend mitsamt farblich abgehobener Zusammenfassungen im Buch wieder. Wobei es Gehlhoff gelingt, die jeweiligen "Zeitenwenden" (so z.B. das neue Menschenbild des Darwinismus in der Form einer Literatur ungebrochenen Fortschrittsglaubens im Kontrast zum "Fin des Siécle" als "Reine Ästhetik", wie mit einem Ruck im "Symbolismus" umgesetzt, in dem das Symbol die Botschaft ist). Bis hin zur "Befreiung Afrikas" auch in der Literatur und die asiatische-literarische Auseinandersetzung in der reibungsvollen Spannung von Tradition und Moderne, sozialer Einbindung und individuelle Freiheit. Selbst die ganz eigene, der jüngeren Zeit zuzurechnende Form der "Graphic Novel" findet ihren Platz in dieser informativen und zugleich unterhaltsamen Darstellung der Literaturgeschichte "an allen Ecken der Welt".
Fazit
Hervorragende Überblickslektüre
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne

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veröffentlicht am 14. Oktober 2017

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