Kompendium für Lernende
Wenn auf einem großformatigen und schon der Seitenzahl überbordenden Werk als
Titel nur "Psychologie" gesetzt wird, dann kann der Leser mit Recht
davon ausgehen, dass im Buch ein "Rundumschlag" zu erwarten ist, bei
dem der gesamte Bereich der Psychologie als Wissenschaft erfasst werden soll.
Und genauso ist es.
Die Geschichte der Psychologie als Wissenschaft, ihre herausragenden Vertreter
samt der von Ihnen begründeten "Schulen" und Ansätze, die dann
erfolgende Entwicklung, die im Bereich der Psychologie zu einer breiten
Diversifizierung von Ansätzen und theoretischen Erkenntnissen geführt hat
(systemische Psychotherapie, Gesprächspsychotherapie, KVT, Lösungsorientierte
Ansätze, Schema-Therapie und vieles mehr).
Was für die Gegenwart je konkret einen gewissen Status Quo herausgebildet hat
in Theorie und Praxis, dem das Lehrbuch durch "stets verschiedene
Analyseebenen" gerecht wird und damit den aktuellen Stand der
"Psychologie heute" treffend abbildet. Wobei die Autoren weitgehend
darauf verzichtet haben, nur schlagwortartig und komprimiert auf die
verschiedenen Zweige der Weinen Wissenschaft" einzugehen, sondern durchaus
differenziert und vertiefend werden an vielen Stellen im Buch Ansätze, deren
Methoden und Instrumente, die geforderten Haltungen des Therapeuten und denkbare
Therapieprozesse angeführt.
Dabei wird durchgehend strikt darauf geachtet, die "Psychologie als
Wissenschaft" als roten Faden nie aus den Augen zu verlieren. Von der
"Anlage-Umwelt-Debatte" her, vom "Leib-Seele-Denken" ebenso
aus der "Introspektion" her werden die wesentlichen Entwicklungslinien
detailliert erläutert und in ihren "Hinführungen" zum
psychologischen Denken und Forschen hin intensiv dargestellt. Bis dahin, dass in
diesen uralten menschlichen Gedanken und Einsichten sich, folgerichtig,
verschiedene psychologische Ansätze herausbildeten, welche in konkret
Betrachtungsweisen mündeten. "Funktionalismus" als Suche nach dem
'Zweck von Verhalten'" und was daraus folgt. "Gestalttherapie"
als Bedeutungen von Mustern und Kontexten bei menschlichen Lernprozessen.
"Freud" als "Verweiser" auf die Kraft "unbewusster
Konflikte", die Untersuchung der Bedeutung äußerer Einflüsse durch den
Behaviorismus, neben "kognitiven Ansätzen", welche die mentale
Aktivität fest in den Blick nehmen.
Aus alten Verhaltensweisen und Blickwinkeln heraus also steht die psychologische
Wissenschaft in einer langen Ahnenreihe und hat ur-Menschliche Reflexionen
aufgenommen und weitergeführt. Bis zum heutigen Zeit, in der die Rolle der
Biologie zur Erklärung psychologischen Prozesse vermehrt mit angeführt wird,
der Einfluss evolutionären Denkens eine gewichtige Rolle beginnt, einzunehmen
oder die "Kultur" im Rahmen adaptiver Forschungsbetrachtungen zu
"Lösungen" beiträgt. Ein breites Fundament gießen die Autoren somit
für die psychologische Wissenschaft und erbauen auf diesem, Schritt für
Schritt, sachlogisch strukturiert, die Gesamtheit der Psychologie als
dedizierten Lernstoff vor dem Leser aus. Mit einer "evolutionär
gestalteten" inneren Ordnung im Werk.
Von der "Biologie" und der Tatsache des "Verhaltens" aus
geht es zum "Bewusstsein". Von diesem als "Steuerungsebene"
zu den "Sinnen und Wahrnehmungen" (und wie das alles biologisch
funktioniert und Einfluss auf die Persönlichkeit je nimmt). Wie sich daraus
"Lernen" (als gezielter Prozess" herausgeneriert, welches Wunder
(vor allem welche wichtige Instanz für eine psychologische Betrachtung und,
später, therapeutische Arbeit) das "Gedächtnis" ist (unter Aufnahme
aktueller neurobiologischer Erkenntnisse) und wie genau sich, eindeutig, klar,
fundiert und nachvollziehbar, "Denken, Sprache und Intelligent" in den
Erkenntnissen der psychologischen Wissenschaft darstellen, das ist schon
hervorragend und breit in diesem Lehrbuch vorgetragen. Psychologische
Grundlagenforschung, welche die Spitze des Eisbergs der "tätigen
Psychotherapie" mit einem massiven und stabilen "Eisberg" meist
unterhalb der Sichtlinie verankern.
Die dann wohl im Rahmen der Psychologie praktisch eher geläufigeren
Sachgebiete, vor allem das der Entwicklung, des Antriebs zur Entwicklung der
persönlichen Ziele derselben und der individuellen Geschwindigkeit der
Entwicklung (unter Verarbeitung der "Bindungstheorie" als für diesen
Bereich wegweisende Forschung der letzten Jahrzehnte), werden dann im Werk die
aktuelle "Einsatzgebiete" mit den verschiedenen Annäherungsweisen der
verschiedenen Ansätze vor Augen geführt.
Emotion und Motivation. Gesundheit und Wohlbefinden. Sozialpsychologie,
Persönlichkeit und "Störung" derselben (psychische Störungen).
Wobei das Werk, zu Recht, sich beendet mit dem Blick auf den vordergründigen
Nutzen all dieses brieten, tiefen, wichtigen Unterbaus, die "Therapie
psychischer Störungen". Wobei deutlich sein muss, dass es im Werk weniger
um "Anleitungen zur Praxis" geht und daher konkrete Instrumente der
verschiedenen therapeutischen Ansätze ebenso wenig im Mittelpunkt der
Darstellung stehen, wie Fallbeispiele zu, Inventar der Darstellung gehören.
Jederzeit ist die Ausrichtung des Werkes als Lehrbuch zu erkennen, und das Ziel,
umfassend den Weg der psychologischen Wissenschaft von der Wurzel an bis in die
Gegenwart hinein mit ihren beherrschenden Themen und verschiedenen
"Spielarten" darzulegen.
Fazit
Was bestens gelungen ist und, durch die zur Verfügung stehenden Online
Materialien zudem betrifft, einen breiten und fundierten "Lernstoff"
umfassend in sich trägt. Ein Lehrbuch, dass den Erwerb vielfacher weiterer
Lehrbücher zu den je einzelnen Themen nicht unnötig gestaltete, aber dieser
doch durch dieses Werk nun stark ausgedünnt werden kann. Ein herausragendes
Lehrbuch zum Thema.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 14. Oktober 2017 2017-10-14 12:52:18