Das Leben des Linguistik-Professors Paul Iverson verändert sich an einem ganzen
normalen Tag im Herbst, als die Polizei ihm mitteilt, dass seine über alles
geliebte Frau Lexy bei einem Sturz vom Apfelbaum ums Leben gekommen ist. Paul
ist fassungslos vor Entsetzen. Nach dem ersten Schock regen sich Zweifel an der
offiziellen Version vom Tod seiner Frau: War es wirklich ein Unfall - oder hat
sich die latent depressive Lexy das Leben genommen?
Im Haus stößt Paul auf rätselhafte Hinweise, die er nicht zu deuten weiß.
Weshalb hat Lexy alle Bücher in den Regalen umsortiert? Und warum hat sie dem
Hund kurz vor ihrem Tod ein 500 Gramm schweres Steak gebraten, das eigentlich
für das gemeinsame Abendessen bestimmt war?
Ratlos und von Grund auf verzweifelt, sieht Paul Iverson seine einzige und
letzte Chance darin, Lexys geliebter Hündin Lorelei das Sprechen beizubringen,
damit die einzige Zeugin ihm die Wahrheit über Lexys Tod erzählen kann. Paul
ist so besessen von seiner Idee, dass er seine Arbeit aufgibt und sich
vollständig aus dem Alltagsleben zurückzieht. Wenn er nicht mit dem Hund
experimentiert, denkt er an sein gemeinsames Leben mit Lexy: an ihre erste
Begegnung auf einem Flohmarkt, an ihr erstes Rendevouz in Disneyland. Er
erinnert sich an die Geschichte einer großen Liebe voller poetischer und
romantischer Augenblicke, aber auch daran, dass seine schöne, lebensfrohe Frau
auch eine dunkle und unbeherrschte Seite hatte, die einen immer größer
werdenden Schatten auf ihre Ehe warf. Die sensible Lexy, die ihr Geld mit der
Herstellung rätselhafter Masken verdiente, trug auch im realen Leben eine
Maske, hinter der sie ihr wahres Wesen versteckte.
Bis es Paul gelingt, die letzten Botschaften seiner Frau zu entschlüsseln hat
er einen langen Weg vor sich. Trotz der täglichen Experimente mit Lorelei und
der Lektüre sämtlicher auf dem Markt verfügbaren Bücher über den
Spracherwerb bei Hunden, macht Lorelei keine Fortschritte.
Fanatisch geworden, begibt Paul sich in die Fänge eines gewissen Wendell
Hollis. Dieser Mann hat sieben Jahre lang mehr als hundert Hunde operiert, um
ihrem Gaumen eine zum Sprechen besser geeignete Form zu geben. Hollis sitzt zwar
inzwischen im Gefängnis, aber seine Freunde arbeiten im Verborgenen weiter.
Paul nimmt Kontakt mit diesen wahnsinnigen Hundeverstümmlern auf - und kurz
darauf verschwindet Lorelei.
Wochen später bekommt Paul seinen Hund ohne Kehlkopf zurück. Erst dann
begreift der Sprachwissenschafler, dass auch Lorelei ihm nicht bei der
Bewältigung seines Schmerzes behilflich sein kann. Er erkennt, dass er all die
vielen Hinweise, die ihm die Wahrheit über Lexys Tod und über ihr Leben
hätten erzählen können, geflissentlich übersehen hat, um sein
harmoniegeprägtes Weltbild nicht ins Wanken zu bringen.
Erst in diesem Augenblick hält Paul Iverson inne - begreift sich und das
Rätsel von Lexys Tod...
Carolyn Parkhurst Debüt war unter dem Titel "The Dogs of Babel" einer
der New-York-Times-Bestseller des Jahres 2003. Der Autorin ist es gelungen, eine
vordergründig romantische Liebesgeschichte mit der spannenden Aufklärung eines
rätselhaften Todesfalls zu verknüpfen. Mit psychologischem Gespür zeichnet
sie das Porträt einer innerlich zutiefst verstörten Frau und eines liebevollen
Professors, der letztendlich aus seinen Fehlern lernen muss, um die Wahrheit zu
erkennen.
Die dem Roman zu Grunde liegende Idee finde ich wahrlich gelungen: Wie viele
einsame Hundebesitzer wünschen sich nichts sehnlicher, als das ihr einziger und
bester Freund seine Anhänglichkeit auch sprachlich artikulieren kann?. Dass der
Linguist Paul als Mann, der sich nicht nur beruflich der Sprache und dem
Sprechen verschrieben hat, auf schwer zu deutende Symbole und Zeichen
zurückgeworfen wird, ermöglicht ihm einen neuen Blick auf seine verstorbene
Frau, auf die Welt und auch auf sich selbst.
Das mag einer der Gründe sein, weshalb der Roman häufig mit Alice Sebolds
Debüt "In meinem Himmel" verglichen wird. Denn auch hier kommt die
Erkenntnis darüber, was das wahre Leben ist, erst mit beziehungsweise durch den
Tod.
Fazit
Ein wirklich schöner Roman, der auch in Deutschland vermutlich erfolgreich sein
wird. Lesenswert ist er auf jeden Fall!
Vorgeschlagen von Heide John
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veröffentlicht am 05. April 2004 2004-04-05 11:20:56