Schon der Titel lässt Unschönes vermuten. Von Anfang an ist zu spüren, dass
diese Geschichte, auch ohne Vorwissen, in einer Tragödie enden wird.
Das Ehepaar Holk und Christine könnten unterschiedlicher nicht sein. Er ist ein
Lebemann, nimmt vieles locker und teilt nicht die strengen christlichen
Ansichten seiner stets in Besorgnis umgehenden Christine. Die Liebe zu Holk, die
Christine empfindet, kommt gegen ihr Bedürfnisse immer das richtige zu tun und
nie unbedacht zu handeln nicht an. Sie erkennt, dass sie auseinander driften.
Als Holks Abberufung nach Kopenhagen kommt, wo er als Kammerherr eingestellt
ist, erhoffen sich beide einen Aufschwung, wie er sich oft bei seinem
Fernbleiben eingestellt hat. Aber nicht diesmal. Die Briefe sind kalt und voller
Sticheleien. Sie fühlt sich verletzt, natürlich zeigt sie das nicht, von
seinen Erzählungen über weibliche Bekanntschaften, dazu gehört die Tochter
seiner Vermieterin und Ebba, eine Begleitung der Prinzessin. Kaum dass Holk in
Kopenhagen ist, fühlt er sich von der ewigen Bedrücktheit, die er in letzter
Zeit gefühlt hat, befreit, da hat er die verhängnisvolle Bekanntschaft mit
Ebba noch nicht gemacht.
In Ebba sieht Holk alles, was seine Frau nicht ist. Seine Frau ist die
perfekteste und korrekteste Frau, die man sich vorstellen kann, sie weiß über
alles Bescheid und tut stets nur das Richtige. Sie ist kein Freund
überschwänglicher Gefühle und zudem sehr gläubig. Ebba ist das alles nicht,
sie ist draufgängerisch, keck und unbedarft. Dass sie nur ein bedeutungsloses
Spiel mit Holk treibt, um sich die Langeweile zu vertreiben, das begreift Holk
erst zu spät. Er hat sich schon in einer glücklichen Beziehung mit ihr
gesehen. Er bricht mit Christine, bzw sie bricht mit ihm, weil sie ahnt, was er
will.
Über ein Jahr dauert es bis Holk und Christine sich annähern und einen
Neuanfang beginnen, aber auch das gelingt nicht. Es gibt zwar keine Sticheleien
mehr, aber auch sonst nichts. Christine ist reserviert, geistig abwesend und
kümmert sich wenig um Holk.
Dass Christine sich dann das Leben nimmt, mutet merkwürdig an und trotzt ihrem
Glauben, aber es ist nur zu verständlich, dass sie als verletzte Frau keinen
anderen Ausweg findet. Sie kann Holk nicht verzeihen, auch wenn er so tut, als
ob nie was gewesen ist. Er ist doch nur zurückgekehrt, weil die andere ihn
verlachte und davon schickte.
Die Figur Holk erschien mir anfangs sympathisch, man bedauert den armen
ungeliebten Ehemann, der keinen Spaß mit seiner Frau treiben kann, weil sie
keinen Humor hat. Aber dann entartet er immer mehr zur Lachfigur. Er verzehrt
sich nach einer jungen Frau, die nie was ernst gemeint hat, sieht in ihr die
erfüllende Liebe und am Ende steht ohne irgendwas dar. Nach monatelangem
Umherirren darf er zurück nach Hause.
Christine ist eine immer starke Frau, nie erlebt der Leser sie in einem
schwachen Moment, auch nicht, als sie über ihre Liebe zu Holk erzählt, bewahrt
sie ihren Stolz. So auch Ebba, sie ist eine starke Frau, die tut was sie will
und Männer als Spielzeuge nimmt.
Anfangs erinnerte mich "Unwiederbringlich" an "Die
Wahlverwandtschaften", aber es ist weit tragischer.
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
[Profil]
veröffentlicht am 21. August 2009 2009-08-21 20:51:51