Hamburg ist in heller Aufregung; ein Unbekannter hat einigen Hamburger Schulen
buchstäblich Leichen in den Keller gelegt. Weil der Kulissendienst der
Theater-AG nicht wie versprochen den Schulkeller abgeschlossen hat, finden ein
paar Jugendliche zwischen antiquierten Lehrmitteln aus Jahrzehnten einen
mumifizierten Toten. Es wird nicht die einzige Leiche bleiben und die Ermittler
fragen sich, ob der deutliche Fingerzeig auf den Ort Schule die Signatur eines
Serienmörders sein könnte. Einer der Toten sollte angeblich in Patagonien
vermisst sein, so dass in Hamburg niemand nach ihm gesucht hat. Da die Stadt um
ihren Ruf fürchtet und dem Chaos von Elternbeschwerden und Schulschließungen
aus dem Weg gehen will, wird sogar ein aus dem Fernsehen bekannter Münchener
Fallanalytiker hinzugezogen. Adam Danowski, um dessen psychisches Gleichgewicht
Raethers Leser in den Vorgängerbänden zu bangen hatten, sieht es als Teil
seiner Therapie, sich von Typen wie Martin Gaitner nicht provozieren zu lassen.
Doch Adam ist schon bedient, wenn in einem Wort ein R zu rollen ist und der
Kollege aus München es – für Adam provozierend – tatsächlich rollt.
Während Danowskis Therapeutin darüber sinniert, ob ihr Patient nicht eher
depressiv als hochsensibel sein könnte, hängt Danowski mit seinem
Therapie-Tagebuch hoffnungslos hinterher.
Immerhin hat Adam gegenüber seinen Kollegen einen Informationsvorsprung in
Schulfragen, weil er mit Leslie, einer Lehrerin, verheiratet ist. Da es im Leben
nichts gratis gibt, muss Adam im Gegenzug ertragen, dass seine Frau bei der
kommenden Durchsuchung aller Schulkeller für ihre Schule eine Sonderregelung
wünscht. Als Adam entdeckt, dass seine Kollegin Meta mit einem der Toten
früher zusammengelebt hat, bremst das seine Ermittlungen zunächst aus. Wenn
bekannt wird, dass Meta Zeugin im Fall der Schulkeller-Leichen ist, kann sie
ihre derzeitige Bewerbung vergessen. Doch wie soll Adam Metas Zeugenaussagen
unauffällig verwerten, ohne seine Quelle preiszugeben? Um den Fall lösen zu
können, muss man mit Schülerbiografien vertraut sein – oder so grotesk
dickfällig sein wie Meta Jurkschat.
Fazit
Till Raethers Krimis um den hochsensiblen Adam Danowski stehen und fallen mit
Adams Gesundheitszustand. Im vierten Band lernt Adam in winzigen Schritten, dass
das Leben im Mittelwert nicht so toll ist. Leslies Insider-Perspektive als
Lehrerin und auch die Rolle der ausgebrannten Pädagogin Tygba Schelzig halten
den Plot im Gleichgewicht, so dass er weder vom patronisierenden Gaitner noch
von Adams Depression zu stark in eine Richtung gezogen wird. Ein Krimi aus dem
Schulmilieu, den ich gern weiter empfehle.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. September 2017 2017-09-22 14:03:40