Die Frage nach der Herkunft des Bewusstseins
Wie hänge (nach Descartes) "Leib und Seele", "materielle und
geistige" Welt zusammen. Wie kommen "zwei Wesenheiten" in das
gleiche "Behältnis"? Wie ist das entstanden? Kann das erklärt werden
oder bleibt es auf immer ein "Geheimnis"? Matthias Eckoldt geht in der
Form des "Gesprächs" sehr grundlegend der Frage nach, woher das
Bewusstsein stammt. Wie es sich "bemerkbar" macht und was dies, im
Gegensatz zur aktuell vorherrschenden, scheinbar völligen Verhaftung des
Menschen in der materiellen "Welt der Dinge" an Bedeutung hat und was
für Folgen sich daraus ergeben könnten (ja, sollten!).
"Lasst uns aufgeschlossen bleiben und sehen, inwieweit die Wissenschaft
eine fundamentale Theorie des Bewusstseins entwickeln kann", steht dabei
ebenso als "zu behandelnde Frage" im Raum des Buches, wie das
Interesse am geistigen, komplexem Zusammenhang. "Angenommen, unser Wille
ist nicht frei. Wie kommt es, dass uns dieser nichtfreie Wille dazu zwingt, so
zu leben, als hätten wir einen freien Willen"? Was den Leser umgehend in
teils hoch abstrakte, philosophische und psychologische Zusammenhänge führt.
Klar wird auf jeden Fall, dass das, was jeder Mensch täglich und grundsätzlich
automatisch nutzt, dessen Vorhandensein er weitgehend kaum in Frage stellt und
was er als "Lenker und Denker" seines Lebens betrachtet, das
Bewusstsein selbst, ein gedanklich, in seiner Herkunft, in seinen Auswirkungen
und in der Frage, wie das eigentlich in sich und sich selbst gegenüber
funktioniert, ein überaus "schwieriges Problem" darstellt.
"Es ist die Unklarheit darüber, was wir denn als eine Erklärung des
Bewusstseins (naturwissenschaftlich, philosophisch, psychologisch und ganz
handfest praktisch zugleich) akzeptieren würden".
Verbunden vor allem mit der Grundfrage eines "monistischen Modells"
(einer von vielen Prozessen des Lebens, aus sich selbst heraus
naturwissenschaftlich erklärbar) oder eines "dualen Modells"
(Bewusstsein als ganz eigenständiger Prozess, der zusätzlich zu den
natürlichen Vorgängen im Gehirn entsteht". An diesem leichten Ankratzen
an der Oberfläche einiger Themen des Buches wird bereits deutlich, dass (auch
wenn alle Beteiligten sich bemühen, eine einfache, verständliche Sprache zu
nutzen), wie komplex die vielfachen Fragen um das Bewusstsein sind. Und ebenso,
auch das ist eine wichtige Leistung des Werkes, wird dem Leser eindringlich und
wieder und wieder vor Augen geführt, von welch zentraler Bedeutung diese Frage
letztendlich ist. Denn Menschenbild, Ziele, Werte, Grundausrichtungen, durch
welche Individuen und damit auch Gesellschaften sich formen und definieren,
hängen mit der Frage der "Herkunft" (und Wirkweise) des Bewusstseins
unmittelbar zusammen.
Was alleine schon an der "mentalen Faulheit" des Bewusstseins näher
beleuchtet wird (Intuition steht auch bei hochintelligenten Menschen näher als
sorgsame "Verstandesarbeit", wie das "Baseball-Schläger"
Experiment Kahnemanns immer wieder verblüffend aufzeigt). So wird bereits zu
Beginn der Lektüre klar, dass es eines "wachen Verstandes" bedarf, um
den grundlegenden Prozesseigenschaften des Bewusstseins durch Erkenntnis nahe zu
kommen. Ein Weg, der in Breite und Tiefe im Buch gelingt und das Werk fast zu
einem "Page-Turner" werden lässt, dem der Leser mit wachsender
Faszination folgt.
"Wenn Atome keine bewussten Zustände kennen, wieso dann einige wenige
Organismen, die doch ihrerseits aus nichts als Atomen bestehen"?
Eine Frage, die ungeahnte praktische Bedeutung hat, nicht nur in den Religionen
oder im Rahmen von Zen-Meditationen. Denn gerade in der Gegenwart scheint als,
als würden immer mehr ungeprüfte Intuitionen ohne Limit als
"Wahrheiten" Grundlage gesellschaftlichen und persönlichen Handelns
werden. Und damit der differenzierte, klare, "bewusste" Weg der
Prüfung von "Richtig und Falsch", "Vor- und Nachteil"
zugunsten von "Befindlichkeiten" die "Leitung der
Erkenntnis" einnehmen. Mit dann tatsächlich "unbewussten" und
nicht einschätzbaren Folgen.
Fazit
Eine wichtige, anregende, grundlegende, aber nicht einfache Lektüre, die zur
Reflexion des eigenen Handelns, der eigenen "schnellen Antworten" und
der "bewussten Ausrichtung" des eigenen Lebens anregt. Die durch die
dialogische Form der Behandlung der Themen es dem Leser vereinfacht, die
Gedankengänge nachzuvollziehen. Die zur eigenen Reflexion anleitet und damit
aus der Theorie in die Praxis hineinreicht.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 22. September 2017 2017-09-22 13:13:28