Nicht auf "irgendwann" verschieben
"Wenn…. Dann mache ich aber….lege ich los".
Wobei nach dem "Wenn" wahlfrei eingesetzt werden kann, ob es mit der
Rente dann soweit ist, wenn der Betrag X angespart wurde, wenn das kommende
Projekt beendet ist, wenn die Kinder aus dem Haus sind und vieles mehr, was als
vermeintlich "vernünftiges" Hindernis auf dem Weg der Verwirklichung
einer Idee, einer Sehnsucht, eines Wunsches zunächst noch zu bewältigen
wäre.
"Wir aber sind es gewohnt, stetes für Unangenehmes einen Schuldigen zu
finden, und passen auf, möglichst selbst nicht schuldig zu sein".
Nicht anecken, nicht in unsichere Situationen begeben, Sicherheit und Kontrolle
bewahren, sich "aus der Schusslinie" halten, das scheint den Menschen
umso mehr anzutreiben je älter und "gesetzter" er wird. Was nun aber
andersartige, nicht in das geregelte und gesicherte Leben passende innere
Wünsche und Antriebe oft nicht ins Leben treten lässt. Denn dann wäre ja
wieder ein Risiko, eine unsichere Situation mit etwas "Neuem"
geschaffen. Ein Dilemma zwischen Sicherheit und Neugier, Lust auf Entwicklung
und Bewährung des erworbenen. Auch wenn es wenig sein sollte, auch wenn es
vielleicht gar nicht gut tut, zumindest ist es bekannt und damit einschätzbar.
So könnte man dieses wenn-dann" vielleicht auch dahingehend verstehen,
dass sich erst bewegt werden soll oder kann, wenn alles kontrolliert und sicher
ist. Was bei "Neuem" nie gegeben sein wird und so passiert es
"nie", was da an inneren Interessen und Wünschen vorhanden sein mag.
Sina Trinkwalder aber ist ein lebendes Beispiel dafür, dass es letztlich nur
eines einfachen Impulses, eines "ich tu das jetzt" und einer gewissen
Sturheit dabei bedarf, und sich mit wenigen Veränderungen ein Leben ziemlich
stark ändern kann.
"Alles andere aber hatte sich verändert (innerhalb eines Jahres)…….die
Sina von früher gab es nicht mehr. Die dicke, schreiende Karrierefrau mit dem
eisernen Willen, die zufälligerweise den gleichen Namen trug wie ich,
existierte nicht mehr" (bis auf den Willen).
Wobei natürlich die Inhalte und die Umsetzungen gar kein Zauberwerk darstellen
und das Buch letztlich altbekannte Wahrheiten neu beleuchtet. Schon von Paulus
stammt der Satz "Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach". Wie
aber im Leben der Autorin sich das änderte und warum, das ist flüssig und
unterhaltsam verfasst und überaus anregend und auch anstoßend verfasst. Gerade
markante Momente der Einsicht, die nicht wenige Leser zum einen Teilen könnten
und zum anderen sich damit selbst "in Bewegung" versetzen lassen
sollten, wenn es um das eigene Leben und die Zufriedenheit mit diesem und sich
selbst geht.
"Niemand sah, dass ich unglücklich war. Am wenigsten erkälte die die
dicke, schreiende Frau selbst". Denn der Erfolg und das materiell sehr gute
und inhaltlich interessierte Leben war ja da.
"Wenn ich nicht die bin, die ich lebe, wer bin ich dann". Eine
unprätentiöse Kernfrage, die, wenn man sich selbst diese ehrlich stellt, viel
in Bewegung setzen kann. Welche Etappen dann folgen, wie man dies umsetzt, dass
liest sich gut in Bezug auf die Autorin, kann sicherlich nicht eins zu eins von
jedem genauso getan werden, aber die ist, das eigene Leben zu prüfen und die
eigenen Wege zu sich selbst zu finden, die steigert sich von Seite zu Seite. Und
damit erreicht das Buch genau die Mitteilung von "Lust auf sich
selbst", wie man wirklich ist, die Trinkwalder vermitteln möchte. Wobei
die Unterscheidung der Autorin wichtig ist, dass es hier nicht um "Sinn im
Leben" geht, der gesucht werden soll, sondern tiefgreifender überhaupt. Um
"das /ganz) eigene Leben".
"Denn im nächsten Leben wäre es zu spät…. Es ist einfach, aber es wird
nicht leicht".
Fazit
Ein guter "Motivator", wenn auch nicht alles übernommen werden kann
und viel an eigenem Überlegen notwendig ist, um die Anstöße des Buches
umzusetzen. Aber man sieht, dass man nicht alleine ist und dass am Ende es auch
nichts bringt, "Geduld" mit hartem "T" am Ende zu schreiben.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 12. September 2017 2017-09-12 13:21:18