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Markus Orths: Max

Max

von Markus Orths
Verlag: Carl Hanser Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-446-25649-1

Preis: 26,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Intensive Auseinandersetzung mit den "Musen des Meisters"

"Die nächsten zwei Wochen in Köln glichen einem langen, nicht enden wollenden Fest aus Reden, Tanzen, Trinken, aus Sichnähern und Lachen, aus Malen, Dichten und Lesen, aus Zuhören, Nichtglaubenkönnen und Strahlen, aus Kunst, Klatsch und Politik".

Unbeschwerte Tage, schöne Zeiten, wie sie jeder hier und da erlebt und später davon zehren und berichten könnte. Wenn nicht der, der das alles erlebt, eine ganz besondere, intensive und, inzwischen, weltbekannte Form entfalten würde, all das erlebte zu verarbeiten. Er malt. Max Ernst ist es, der sich, und nicht nur dort in Köln, intensiv ins Leben zu stützen versteht und dies alles ebenso intensiv auf Leinwand bannen kann. Was nicht "irgendwo" herkommt, was nicht der reinen Fantasie entspricht, sondern was, dass vor allem, seiner intensiv zugewandten Lebendigkeit entspringt und diesem Leben, dass eben auch immer, bewusst und unbewusst, sprachlich und non-verbal, im Guten und Bösen, in Freude und Schmerz von diesem Leben inspiriert wird.

Und das zuallererst von den Personen, die am Nächsten stehen. Die, jede für sich, die innere Entwicklung und Entfaltung des Menschen und Malers Max Ernst beflügeln, durch Freude, Liebe, Abwendung, Streit und allem, was sonst noch dazu gehört, immer wieder tiefer und anders "auf den Weg setzen". Besonders sechs Frauen, die Markus Orths mit in das Zentrum dieses biographischen Romas setzt, hat Max Ernst im Leben "gelebt, geliebt und umschwärmt" (natürlich waren es im Gesamten viel mehr, wie immer wieder am Rande im Roman mitzulesen ist, denn Frauen waren für Max Ernst, nach dem Malen, die wohl wichtigste Passion).

Sechs Frauen in verschiedenen Lebensabschnitten, weitgehend an verschiedenen Orten und zu verschiedenen gesellschaftlichen Ständen der Entwicklungen. Geschmäht, verfolgt, bedroht, geflohen, geehrt, bewundert, verächtlich betrachtet in "engen" und "weiten" Zeiten, all das bringt Markus Orths in wunderbar fließender und auf den Punkt treffender Sprache dem Leser nahe. Und lässt dabei die kulturelle Entwicklung jener Zeit, die Freundschaften, Animositäten, das Ringen um Bedeutung, die bedeutsame kulturelle und künstlerische Veränderung von der behäbigen "Sachlichkeit" zum "Surrealismus" hin zum "Dadaismus" intensiv Revue passieren, so dass der Leser nicht nur das Leben von Max ernst, den Einfluss der intensiven Beziehungen zu den genannten sechs Frauen (der sich im Werk niederschlägt), sondern eine subjektiv geformte Schau auf die Kulturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erhält. Die von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert.

"Ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen, willst Du der erste sein"?
"Der junge Mann glaubte, sich verhört zu haben. Dann aber sah er Leonoras Blick".

Eine aus heutiger Sicht harmlose Szene, die aber zu jener Zeit unbedingter Ausdruck neuer Freiheit und Überwindung tiefsitzender Konventionen darstellt, die wiederum im Werk den Ansatz zum "Durchbrechen des Gewohnten" befördert. Auch wenn der junge Mann nicht Max Ernst ist, Leonora wird nach diesem "übereinander herfallen" auch für Max Ernst noch wesentliches ins Leben bringen. Was gerade in der Folge dieser heftig ausbrechenden Leidenschaft auf, unter in inmitten der Staffelei des jungen Mannes wichtig werden wird.

"Denn Leonora wollte zwar Erfahrungen sammeln und alles in sich aufsaugen, was ein junges Mädchen aufsaugen konnte, sie wollte aber vor allen Dingen eins: unabhängig bleiben".

Impuls der Zeit, Zeichen der Veränderung und eine Haltung, die in der Kunst aufgearbeitet und ausgedrückt werden sollte. So hängt alles zusammen. Leben, Liebe, Leidenschaft, Lust, Kunst, Ideen und Ideale, innerer Drang und äußerer Ausdruck, die "Zeichen der Zeit" und die intimen, persönlichen Erlebnisse, aus denen Markus Orths ein anregendes und packendes Gesamtbild einer Epoche und eines "Meisters" erschafft. Ein Leben und eine "Szene", die alles erprobt und Konventionen ohne Zögern druchbricht. Figuren, die innere Stärke besitzen und nicht nur inneres Fühlen, sondern vielfach Erlebtes in Kunst umwandeln.
Fazit
Eine hervorragende, temporeiche, mitreißende Lektüre.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 12. September 2017

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