Der Aal mit dem bezeichnenden Namen Aalbert lebt im Rhein-Herne-Kanal und ist
Privatdetektiv. Seine großen Vorbilder scheinen Philip Marlowe, Mike Hammer
oder Thomas Magnum zu heissen. Ähnlich wie sie ist er als Detektiv aber nur ein
kleiner Fisch, der sich mit den üblichen Beschattungsaufträgen und
Ermittlungen in Sachen Ehescheidungen mehr schlecht als recht unter Wasser
hält. In seiner Kasse herrscht chronische Leere. Auch Harry's Auftrag, dessen
Freundin Wilma, die als Kellnerin arbeitete und plötzlich verschwunden war,
aufzuspüren, scheint ihn nicht gerade zum Millionär zu machen.
Die meiste Zeit hält sich Aalbert in Nick's Café, gleich über seinem Büro,
auf. Hier verbringt er die vielen Stunden und Tage, die er ohne Auftrag durch
die Wasser treiben muss. Obwohl er noch nicht so richtig weiß, wie er Wilma
finden kann, torkelt plötzlich ein weiterer Auftrag in seine Nähe: der Empfang
und die Aufbewahrung eines Päckchens. Anschließend taucht ein erster Toter
auf, der unter Umständen etwas mit dem Päckchen zu tun haben könnte oder auch
nur ein weiteres Opfer des Serienkillers ist, der seit geraumer Zeit die
Gewässer des Kanals in Unruhe versetzt. Zwar sollte sich in dem Päckchen eine
Statue von höchstem Wert befinden, die für einen der Gangsterbosse in dieser
Unterwasserwelt gedacht ist. Es stellt sich jedoch heraus, dass dem nicht so ist
und der Gangster gelinkt wurde. Von diesem bekommt Aalbert den Auftrag, die
Statue bei den Russen zu suchen und sie diesen gegebenenfalls abzujagen. Jedoch
lehnt er diesen Auftrag ab. Dahingegen nimmt er einen Auftrag zur
Identifizierung von fünf Leichen des Serienkillers an. Das Problem: von den
Leichen sind nur noch die Schwanzflossen übrig. Dr. Meduse, der trotzdem eine
unproblematische Identifizierung versprach, ist letztendlich ein Scharlatan.
Nun soll Aalbert erneut mit der Suche nach der wertvollen Statue beauftragt
werden, diesmal von einem anderen Ganoven, dem reichsten Fisch des
Rhein-Herne-Kanals. Aalbert lehnt wieder ab und der Serienkiller scheint erneut
zugeschlagen zu haben.
Dieser humorvolle Krimi im Stile eines Detektivromans, der wie in diesem Genre
üblich in der Form eines Ich-Erzählers verfasst wurde, gibt tiefe Einblicke in
das Innenleben des Rhein-Herne-Kanals. Die Adaption des Milieus eines einsamen,
ermittelnden Verlierers ist dem Autor hervorragend gelungen. Es scheinen sich in
dieser Unterwasserwelt alle zwielichtigen Typen zu treffen, die in der
Kriminalliteratur schon einmal vertreten waren: rivalisierende Gangsterbanden,
mafiöse Paten, gehirnlose Leibwächter; und selbst die Bar, in der sich alle
treffen, ist mit Nick's Café vorhanden. Humphrey Bogart läßt grüßen.
Jedoch sollte der Leser die Erwartungen nicht zu hoch hängen, was die
Geschichte an sich angeht. Liebhaber des Detektivromans, die ihre Freude an der
Szenerie und den skurilen Typen haben, kommen voll auf ihre Kosten. Dass es sich
bei den handelnden Personen um Fische, Krebse und Frösche handelt, ist der
Sache nicht abträglich und hebt das Buch in das Satirische. Aber Leser, die
einen spannungsvollen und actionreichen Krimi erwartet haben, werden ein wenig
enttäuscht sein. Es dauert einfach zu lange, bis der Leser mit der
entscheidenden Frage konfrontiert wird, wonach der Privatdetektiv überhaupt
sucht, woran er ermittelt. Die Satire und die vielen kleinen Geschichten sind
es, die den Leser lange Zeit bei der Stange hält. Beispielsweise die mit den
drei Ratten, denen Aalbert zu entkommen versucht, als er einen seiner Aufträge
abwickelt.
Kurz vor dem Ende werden dann alle Stränge und Personen im Showdown wieder
zusammengeführt und die Leser darüber aufgeklärt, worum es eigentlich ging.
Von diesem Moment an wird das Buch keinesfalls wieder aus den Händen gelegt
werden.
Fazit
Als liebevolle Hommage an den großen Detektivroman ist das Buch lesenswert,
äußerst amüsant und bereitet dem Leser sicherlich viel Vergnügen.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 08. Dezember 2009 2009-12-08 10:28:09