Biographie und Darstellung einer zerstörerischen Haltung
Die Vergangenheit hält viele Lektionen bereit. Nicht nur im Blick auf den
einzelnen, sondern auf gesellschaftliche Wandlungen, Strömungen und, vor allem,
darauf, was am Ende der "Gemeinschaft" gutgetan und was eben nicht
gutgetan hat. Indem Christoph Marx sehr sachkundig, flüssig und verständlich
sich eine der modernen "Beispielgestalten" eines Despoten zuwendet,
fallen dem Leser Seite für Seite mehr Parallelen zur Gegenwart auf. Eben nicht
nur zu Mugabe, der ja bis in die Gegenwart hinein ganz offen als
"Diktator" regiert und agiert.
Denn was aus der Person mit klaren Direktiven und Wünschen Mugabe an Strategie,
Haltung und Umgang vor allem natürlich mit echten oder vermeintlichen Feinden
folgte, das kann man auch weltweit heute beobachten. Hier und dort in bereits
klarer Ausprägung, an anderen, bisher als Bastionen der Demokratie (oder
zumindest auf einem guten Weg dahin befindlich) in mehr als nur Ansätzen
sichtbaren Entwicklungen hin zu jenem klaren "Freund-Feind" Denken,
dass Mugabe vollständig ausgeprägt hat im Lauf seiner Herrschaft. Dass nicht
jeder gleich mit solch drastischen Mitteln gegen die Opposition und andere
Gegner vorgehen kann (aber auch da sind ja Tendenzen bereits wieder klar
ersichtlich), das liegt eher wohl an den internationalen Verflechtungen und den
Umständen der modernen Zeit als am Willen derer, die nach "absoluter"
Macht durchaus offenkundig streben.
Und gerade an der Person Mugabes wird ebenfalls deutlich, dass der Beginn des
Weges, für den sich durchaus Massen begeistern konnten, mit Reformen, der
Loslösung aus altem kolonialem Erbe und wirtschaftlichen Verbesserungen. Und
doch war auch bei ihm bereits in der Anfangszeit jenes unselige Denken
verankert, dass andere Menschen, andere Meinungen, andere Strömungen
grundlegend und zuerst als zu bekämpfende Gefahr und nicht als Teilnehmer am
gemeinsamen Diskurs verstanden wurden. Es scheint, dass ergibt sich aus der
Gesamtlektüre des Werkes, dass es eben nicht innere Einsicht ist, die zu
demokratischen und friedlichen Verhältnissen (je im besten Sinne verstanden)
führen, sondern entweder schickhafte Erfahrungen der Geschichte (wie in
Europa), Gewalt (wie in den Bürgerkriegen der Geschichte) oder wirtschaftliche
Notwendigkeiten (wie auch bei Mugabe zu Zeiten). Wenn aber es nicht mehr nötig
sein sollte, Rücksicht auf irgendjemand "da draußen" zu nehmen, dann
fallen die Fassaden zivilisierten Lebens doch überaus schnell ab.
In bester Manier arbeitet Max dabei die vielen "Legenden" auf, die den
Revolutionär, Wohltäter, Befreier, den "der es doch eigentlich nur gut
meint und der hier und da auch mal hart sein muss" seit Jahrzehnten und, in
Teilen der Welt bis heute, als das Bild Mugabes in die Öffentlichkeit
versuchen, zu stellen. Und doch ging es nur, immer nur, um die eigene Person,
Bereicherung, Macht als innerer Antrieb, geschickt ummäntelt natürlich. Was
sich auch an der Episode aus jener Zeit zeigt, in der Mugabe dies ganz offen zur
Schau trug du die Marx nüchtern und sachlich auch in ihren politischen Linien
offenlegt. Wie Mugabe 1999 die Partnerschaft mit den weißen Farmen kkündigte
und stattdessen die Cheenjerai Hunzvi als verbündete, starke Kraft etablierte
und diese umgehend zum "aufräumen" quer durchs Land schickte. Bis hin
zur gewaltsamen Besetzung der Farmen, seiner ehemaligen engen Verbündeten.
Ebenso interessant in diesem Zusammenhang ist auch, wie Marx ebenfalls
differenziert aufzeigt, wie Mugabe vielfach die ökonomische Entwicklung und
Stabilisierung aktiv behinderte und störte, um die eigenen Kontroll- und
Patronage Möglichkeiten nicht zu gefährden. Das erinnert fatal an weitaus
mächtiger "Führer der freien Welt", die ständig auf
Nebenschauplätzen "plärren" um Unsicherheit und Chaos möglichst zu
erzeugen und zu erhalten (um hinter dem Vorhang dieser "Aufregungen"
die eigene Person mit den eigenen Interessen vor zu drängenden Fragen zu
bewahren).
Fazit
Ein interessantes, sehr fundiertes, im Stil eher dokumentarisches, Person und
politische Situation im Lande gleichwertig herausarbeitendes Werk.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. September 2017 2017-09-05 15:41:54