Eine überwiegend anregende Lektüre
Vor allem der Ort der Handlung und das "Weltszenario" drum herum ist
es, in Verbindung mit der sehr flüssigen und passenden Sprache Steins, was
diesen schmalen (offiziellen) Kriminalroman zu einem anregenden Lesevergnügen
gestalten. Wobei Stein, was vielleicht zur Zeit der Abfassung des Buches noch
gar nicht so deutlich mit der Problematik um Nord-Korea im Raume stand, die
Anfänge der, im Buch bereits geschehenen, weltweiten Katastrophe und
"Vernichtung" weiter Teile der Menschheit genau jenen Punkt in den
Mittelpunkt setzt, der aktuell von vielen kompetenten Sicherheitsfachmännern
und -Frauen warnend vor Augen gesetzt wird.
Wie sich aus begrenzten Konflikten, Missverständnissen, Provokationen umgehend
eine weltweite Katastrophe entwickeln kann. Was Stein nicht dezidiert
seitenweise beschreibt, was bei ihm auch nicht in Asien den Anfang nimmt,
sondern was, wie nebenbei, im Verlauf der Lektüre dem Leser in seinen
Hintergründen immer klarer bekannt gemacht wird. So erklärt sich dann auch,
was es mit diesem Kreuzfahrtschiff auf sich hat, dass vor Stanley, der
Hauptstadt der Falkland-Inseln, als nun wohl dauerhafte Unterkunft für die
Passagiere dient.
Vordergründig aber geht es um Mord. An einem der beliebtesten Menschen unter
der überschaubaren Einwohnerzahl. Und das Motiv und, vor allem, wie dieser Mord
überhaupt vollzogen werden konnte. Was Stein Gelegenheit gibt, eine ganze Reihe
von Figuren näher zu beleuchten, die durchgehend je von einer gewissen
"Exotik" umgeben sind und weiterhin Gelegenheit gibt, ab und an
Nachrichten "aus dem Rest der Welt" in die abgeschlossene Gemeinschaft
auf den Inseln eindringen zu lassen. Die ironisch und mit einer guten Portion
Humor zwar daherkommen. Ein Lachen, was dem Leser allerdings umgehend nach
einigen Sätzen im Halse steckenbleibt. Denn auch die zweite, große
Konfliktfläche der Gegenwart, das Widererstarken teils esoterischer, teils
traditioneller religiöser "Fanatismen" treibt in einer Art und Weise
in den einzigen beiden "Rest-Kommunen" der Menschheit außerhalb der
Falklands kaum zu glaubende, durchaus auch grausame Blüten.
So dass, insgesamt, der (eher an sich nicht sonderlich bewegende oder spannende
"Kriminalfall") mehr und mehr in den Hintergrund tritt, um die
eigentlichen Anfragen des Buches zur Wirkung kommen zu lassen. Was und warum (um
alles in der Welt) die Menschheit aktuell umtreibt, sich selbst, das
Fortbestehen des Planeten und die Zukunft aller so in Frage zu stellen. Eine
Anfrage, die Stein trotz aller anregender und humorvoller Weise der Darstellung
letztlich nicht positiv beantwortet. Denn auch in der Gegenwart des Romans,
selbst in der eher sachlich-vernünftig orientierten Gemeinschaft der
"Reste" menschlicher Zivilisation auf den Falklands kommt von
"außen" wiederum Unvernunft mit ins Spiel und auch von
"innen" scheint es nicht möglich zu sein, fanatisches, auf sich
bezogenes Denken wirklich abzuwehren (was wieder zum Mord und seinem Motiv
führen wird). Das einzig bedauerliche an der Lektüre ist, dass die
Einzigartigkeit von Flora und Fauna der Falklands und die ganz besondere
Lebensatmosphäre dort ein wenig spärlich behandelt wird, so dass dieser raue,
entlegene, aber sehr interessante geographische Ort zu wenig plastisch mit im
Raum schwingt.
Fazit
Dass aber vielleicht die mindestens 13 Pinguinarten auf den Inseln tatsächlich
dem Menschen als "Herren der Falklands" nachfolgen könnten (wenn
nicht gar weltweit), das ist ein Gedanke, der sich nach der Lektüre des Buches
mit seinem wunderbar doppeldeutigen Titel zumindest eine gewisse Geltung
verschafft.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 04. September 2017 2017-09-04 12:33:56