Fundierte Praxis-Reflexion
Für im Thema Vertiefte ist der Begriff "Genogramme" sicherlich
bekannt, für weniger im Thema eingearbeitete Leser anderseits eher weniger.
"Genogramme sind Visualisierungen der bio-psycho-sozialen Situationen der
Familien". Genogramme ermöglichen den Klienten in der beratenden und
therapeutischen Arbeit in der Praxis, Verhaltensmuster zu erkennen und damit
sich selbst besser kennen zu lernen. Das Besondere am vorliegenden Werk ist in
Bezug auf die Arbeit mit Genogrammen, dass der
theoretische-normative-idealtypische Anteil im Buch deutlich in den Hintergrund
tritt zugunsten eines erkennbar vordergründigen deskriptiven Ansatzes.
Wie wird real und tatsächlich mit Genogrammen gearbeitet? (anhand vielfacher
Fallbeispiele exemplarisch im Buch bestens dargestellt). Was sind Vor- und
Nachteile dieser Methode? (Aus der Praxis für die Praxis dargestellt) Wo liegen
Möglichkeiten für die praktische Beratungsarbeit, wo sind Grenzen der Methode
erkennbar? Das sind die Leitfragen, denen Dirk Rohr im Buch sorgsam und
verständlich nachgeht und damit eine Lücke schließt zwischen den durchaus
nicht wenigen theoretischen Darstellungen der Arbeit mit Genogrammen und
andererseits der "praktischen Umsetzung vor Ort". Zugrunde legt Rohr
seiner Darstellung dabei 20 "Experteninterviews" (als empirische
Fundierung) und bietet somit erstmalig empirische Befunde zur Methode. Die im
Rahmen eines Forschungsprojektes der TU Köln in die Erstellung einer dann breit
nutzbaren App zur Arbeit mit Genogrammen einfließen wird. (Projekt
"InGeno").
Natürlich wird dabei im Buch der Forschungsgegenstand und das Projekt umfassend
vorgestellt und das "Forschungsdesign" Schritt für Schritt dem Leser
vor Augen gestellt. Die vielfachen und überaus relevanten Ergebnisse der
"Experten" (jener, die mit Genogrammen bereits ausführlich und breit
arbeiten) ist dabei natürlich der Kern der Darstellung und bietet vielfachen
Einblick in ein doch überraschend breites Spektrum an Möglichkeiten für den
Einsatz der Methode. Empirische und interessant zu lesende Ergebnisse, die einen
der zentralen "Grundstöcke" der Software-Entwicklung darstellen.
Regelrecht spannend (nicht im unterhaltsamen Sinne natürlich), ist es dabei, in
der Lektüre nachvollziehen zu können, wie ein "digitaler Helfer"
sich Schritt für Schritt aufbaut und entwickelt.
Fazit
Bis hin zu Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse nach der
"Alpha-Phase" der Software bleibt das Werk keine Information schuldig
und bietet so, trotz der Konzentration auf ein eher noch spezielles Thema auch
dem eher noch nur allgemein interessierten Leser eine handfeste und
nachvollziehbare Einführung in die Arbeit mit der Methode.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 03. September 2017 2017-09-03 15:13:10