Ich habe mir dieses Buch aufgrund positiver Rezensionen besorgt und gelesen.
Mein Eindruck ist zwiespältig. Es ist einerseits flott geschrieben, enthält
meines Erachtens aber zu wenig Informationen über den Präsidenten und seine -
in anderen Publikationen ausgebreiteten - Beziehungen zu Bin Laden, der
texanischen Ölindustrie. Diese Informationen werden zwar angesprochen,
insbesondere im Kapitel "Öl, Banken und Lobbies" sowie:
"Familienbande". Leider werden keinerlei Quellen benannt. Hatfields
Buch über das "Bush-Imperium" erscheint mir wesentlich informativer.
Die FAZ-Sonntagszeitung vom 28. März 2004 hat - meine Erachtens völlig zu
recht das - leider bislang noch nicht ins Deutsche übersetzte, aber härteste
und beste Buch über die Bush-Dynastie von Kevin Phillips, "American
Dynasty: Aristocracy, Fortune and the Polititis of Deceit in the house of
Bush", sehr gelobt. Zusammen mit dem Buch von Richard Clarke "Agianst
All Enemies" wird dieses Buch - beide Verfasser sind Republikaner! - als
die härteste und beste "Abrechnung" mit Bush bezeichnet. Nils Minkmar
urteilte in der FAZ-Sonntagszeitung vom 28.04.2004 völlig zu recht: Philipps
Buch sei sicherlich "die radikalste, faktenreichste Abrechnung mit dem
System Bush". Seine (provozierende) These, die Bushs seien dabei, in einem
auf Geheimhaltung und Desinformation basierenden Politikstil das republikanische
System der USA durch ein dynastisches Prinzip zu unterminieren, kommt bei Robert
von Rimscha nicht so deutlich heraus. Zweck des Buches von Rimscha ist es,
"Verständnis für die Zusammenhänge" zu wecken, die "sich
Deutschen auf den ersten Blick vielleicht nicht erschließen." Das Urteil
über Bush fällt mir dabei zu verständnisvoll aus; die durchaus gefährliche
Seite seiner Politik kommt mir zu kurz. Exemplarisch dafür steht die Behandlung
des umstrittenen Wahlausganges 2000. Die Legitimität des Wahlausganges wird
zwar geschildert, letztlich aber nicht in Zweifel gezogen. Das Fazit des Autors
auf S. 125: "Versuche, aus dem Chaos den Vorwurf einer republikanischen
Verschwörung zu zaubern, bei der die beiden Bush-Brüder die grauen Eminenzen
im Hintergrund waren, fielen rasch in sich zusammen. Gore gestand seine
Niederlage ein, Bush war gewählter Präsident der USA. Sein Land glaubte
allerdings, er werde sein Amt schwer beschädigt antreten. Und George W. Bushs
Gegner überall auf der Welt glaubten nun zu wissen, ass er nicht nur ein
rabiater und erzkonservativer Todesstrafenanhänger war, sondern uch noch en
illegitimer Präsident." Ja, da frage ich mich: Wieso fielen die Vorwürfe,
die beiden Bush-Brüder hätten das Ergebnis in Florida zu ihren Gunsten
manipuliert, so schnell in sich zusammen? Nur weil der (Bush-freundliche)
konservative Oberste US-Gerichtshof manuelle Nachzählungen mit 5:4 ablehnte?
Dies ist ein Beispiel für eine sehr sehr freundliche Betrachtung über den
gegenwärtigen 43. US-Präsidenten, die in anderen Büchern (Phillips und
Hatfield) so nicht geteilt wird. Beide Bücher bringen die Gefährdung der
amerikanischen Demokratie durch ein derartiges Politikverständnis wesentlich
drastischer und - meines Erachtens - zutreffender auf den Punkt und sind daher
dem vorliegenden Buch eindeutig vorzuziehen. Hoffentlich wird das bahnbrechende
Buch von Phillips bald ins Deutsche übersetzt, damit der Leser auch auf Deutsch
alle drei Titel direkt miteinander vergleichen kann.
Fazit
Das vorliegende Buch - sicherlich flott geschrieben - ist enttäuschend und
bietet - im Vergleich zu beiden anderen Titeln - eindeutig zu wenig.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 01. April 2004 2004-04-01 21:20:40