Ein typisch britischer Kriminalroman mit dem ganzen Flair von Ermittlern wie
Lynley, Lewis oder Barnaby. Dabei wird ein historischer Kriminalfall ebenso
aufgeklärt wie ein aktueller. Doch zunächst zum Geschehen. Als die forensische
Archäologen Dr. Ruth Galloway in einer Burg ein Skelett aus viktorianischer
Zeit freilegt, glaubt sie, die Gebeine der berüchtigsten Mörderin Norfolks
gefunden zu haben. »Mother Hook« soll zu Lebzeiten Kinder in Pflege genommen
und getötet haben. Infolgedessen tritt ein Fernsehteam auf die Bühne, um die
Folge einer Mystery-Doku-Serie mit der Archäologin zu drehen.
Parallel dazu knüpft sich DCI Nelson eine junge Mutter vor, der bereits das
dritte Kind nur wenige Monate nach dessen Geburt gestorben war. Ein- und
derselben Mutter. Nelson glaubt nicht mehr an Zufälle. Er fühlt der Mutter und
auch ihrem Ex-Mann auf die Zähne. Doch abgelenkt werden er und sein Team von
plötzlich verschwundenen Kindern. Sogar Kinder aus seinem engsten
Bekanntenkreis. Die Ablenkungsmanöver der Autorin sind schon etwas sehr
Besonderes. Sie lenken nicht nur die Ermittler ab, sondern auch als Leser ist
man beinahe geneigt, den Todesfall des sechs Monate alten Babys komplett zu
vergessen, weil zunächst die verschwundenen Kinder im Mittelpunkt stehen.
Die Verflechtung der Toten und verschwundenen Kinder aus dem Hier und Jetzt mit
denen aus der viktorianischen Zeit um »Mother Hook« bereitet ein ebenso
interessantes Vergnügen. Aufklärung über forensische Arbeit inklusive. Das
durchaus wirre Beziehungskonzept der auftretenden Figuren hinterlässt zunächst
etwas Chaos im Kopf des Lesers. Wer von wem der Ex ist und wer der Vater von
welcher Figur ist, hätte ein bisschen weniger Verstrickung gut getan.
Fazit
Dennoch alles in allem ein empfehlenswerter Roman, bei dem streckenweise keine
Mordermittlung im Zentrum steht. Außerdem fasziniert er mit dem britischen
Charme einer Val McDermid oder eines Simon Beckett. Daumen hoch!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 20. August 2017 2017-08-20 19:09:46