Im dokumentarischen Stil angelegte Fall-Beschreibung
Der Dachboden ist mit dicken Teppichen ausgelegt. Die Tür zum Dachboden fest
verschlossen, nur der Besitzer des Hotels du seine Frau (aber keinesfalls der
Rest seiner Familienangehörigen) hat einen Schlüssel zu dieser Tür. Der
Teppichboden dient, man ahnt es beim Thema bereits, der Schalldämpfung. Denn
über so gut wie jedem Zimmer des Manor-House-Motels hat Gerald Foss
Gucklöscher in der Decke anbringen lassen, die vom Zimmer aus, mit Aluminium
verkleidet, wie Lüftungsschächte wirken. Und welcher Gast, vor allem
natürlich, was Paare in jedweder Konstellation angeht, würde schon ahnen, dass
er durch einen Einwegspiegel genaustens und ausführlich in seinen intimsten
Verrichtungen (was natürlich, denn Gerald Foss ist bekennender Voyeur) vor
allem im Bett beim Sex betrachtet und "kartographiert" wird.
Wobei im Buch dies alles im Stil einer Reportage und Dokumentation Schritt für
Schritt von der Neigung zum Plan zur Ausführung dem Leser zu Gemüte geführt
wird. Was einerseits durchaus nicht uninteressante Einblicke in das Sexualleben
des Menschen in vielfachen Facetten (etwas trocken im Ton leider) ergibt, was
andererseits, gerade durch den Stil, sich doch ein wenig durch die 220 Seite des
Buches zäh hinzieht. Trotz vielfacher explizier sexueller Darstellungen, die
aber mehr und mehr gerade durch die Vielzahl an Spannung verlieren. Hat man erst
einmal das Erschrecken über diese unglaubliche Dreistigkeit verdaut, macht man
sich klar, wie sehr man selbst unbedarft durch das Leben geht und vielfachen
digitalen Diensten vielleicht ebenso intime Einblicke (wenn auch nicht direkt im
Bett wohl) gibt, dann lässt die Spannung bei der Lektüre doch Seite für Seite
mehr nach.
Ausführliche Aufzeichungen hat Foss über seine Beobachtungen festgehalten, die
ebenso Teil des Buches sind, wie die (leider weitgehend rein äußerlich
gehaltene) Geschichte dieses "Voyeurs der Voyeure". Was ein stückweit
bei der Lektüre fehlt (auch wenn hier und da Ansätze zu erkennen sind), ist
ein tieferes Eindringen in die "innere Welt". Der Bobachtung an sich.
Der Gründe für diese "Neigung", der persönlichen, inneren,
psychischen Geschichte des Mannes auf der "sehenden" Seite der
"Gucklöcher". Wobei andererseits die Entwicklung hin zum
"perfekten Voyeur" durchaus reizvoll zu lesen ist und omnipotente
Haltungen wie eines "verborgenen Gottes" durchaus konstatiert werden
können.
Fazit
Alles in allem eine Lektüre, die einen gemischten Eindruck von Stärken und
Schwächen hinterlässt, aber das gewählte Thema sachgerecht und umfangreich
behandelt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 31. Juli 2017 2017-07-31 15:06:46