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Alfred Bodenheimer: Ihr sollt den Fremden Lieben

Ihr sollt den Fremden Lieben

von Alfred Bodenheimer
Verlag: Carl Hanser Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-312-01033-2

Preis: 20,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 22. Dezember 2024]
Etwas zu ruhig im Gesamten

Wie auch in den vorhergehenden drei Bänden versteht es Bodenheimer (als Fachmann für die jüdische Literatur- und Religionsgeschichte) auch im neuen "Fall" des Rabbi Klein aus Zürich jüdische Gegenwartskultur (vor allem die alltäglichen Aufgaben des Rabbinats und des ebenso alltäglichen Lebens des Rabbi selbst) zu verbinden mit einem Mordfall. Die entsprechenden Bibelstellen und die verschiedenen Möglichkeiten der Auslegung finden homogen ihren Platz im Roman und drängen sich so nicht als "unnatürlich gesetzt" in den Vordergrund. Und haben im Übrigen mehr mit der Aufklärung des Mordes an einem Talkmaster zu tun, als man auf den ersten Blick und gerade in den Momenten im Buch, an denen die religiöse Tradition angeführt wird, meint.

Wie ebenfalls gewohnt ist Bodenheimer kein Verfechter blutrünstiger "Action-Thriller", sondern verfolgt in aller Ruhe und Bedächtigkeit die Aufklärung des aktuellen Falles durch die Kraft der Deduktion, nicht der körperlichen Raubeinigkeit (die Rabbi Klein auch nicht stehen würde). Einiges aber ist doch an Motiven zu viel gesetzt und anderes (wie vor allem das reibungsvolle Verhältnisse Kleins zur Züricher Mordermittlerin Karin Bänzinger, die selten begeistert von des Rabbis Verwicklungen in ihre Fälle ist) kommt ein wenig zu kurz.

Dass das Verhältnis Islam-Judentum, Islam-westliche Gesellschaft und zudem noch die Reibungen innerhalb des Islam (Moral, Stellung der Frau und rigide Handlungen, so in diesen Bereichen etwas "in Unordnung" sein sollte) wichtig für den Fall und seine Hintergründe sein könnte, hätte letztendlich fast schon gereicht (in Verbindung mit dem religiösen Leben des Judentums und der kleinen "Vereinsmeiereien" auch in der Synagoge in Zürich, die immer wieder im Roman erheiternde Momente liefern).

Das zudem die Frage zur Stellung der Homosexualität im orthodoxen Judentum aufgegriffen wird, der Kindesmissbrauch im Rahmen der katholischen Kirche ein nicht unwesentliches Thema werden wird und dass alles irgendwie versucht wird, miteinander zu verbinden, das ist, bei aller fundierten Darstellung durch Bodenheimer, doch ein wenig zu viel an Thema für den eher schmalen Kriminalroman. Und auch das Ende samt der Aufklärung geschieht ein stückweit zu geräuschlos, wie im Vorbeigehen eher. Hier hätten einige Spanungselemente dem Lesevergnügen doch Vorschub leisten können.
Fazit
Alles in allem ein intelligenter, thematisch etwas überfrachteter, sprachlich gut zu lesender und zudem informativer Roman, der im Gesamten allerdings ein stückweit auch zu ruhig daherkommt.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 31. Juli 2017

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