Altbekannt und doch flüssig und spannend zu lesen
Vom ersten Satz der Lektüre an (die den Leser nach nun einigen Thrillern um
Jack Reacher Aufklärung darüber gibt, warum der ehemalige Major der
Streitkräfte seit Jahren bereits wie ein Schatten durch Amerika zieht und sich
grundlegend nur an Kleidung kauft, was er auf dem Leib trägt) kommt dem Leser
die Handlung deutlich bekannt vor. Was zum einen daran liegt, dass die Blaupause
aller Reacher-Romane samt Elementen der Handlung doch immer überaus ähnlich
ist, was aber auch daran liegt, das Jack Reacher schon einmal in einem der
Vorgänger Romane in ähnlicher Situation war.
Kleistadt. Army-Stützpunkt vor den Toren der Stadt. Örtliche Polizeikräfte
involviert und irgendwas, das vorgeht auf dem Stützpunkt. Wie sonst wären jene
"Bewachungen" draußen im Wald vor dem Stützpunkt zu erklären? Wie
sonst sollte Reacher, hier noch in der Army, auf Befehl hin als "zivile
Undercover Kraft" dem offiziellen Ermittler zur Seite gestellt, auf Befehl
hin in dieser Kleinstadt sein, um die Hintergründe eines bestialischen Mordes
an einer sehr schönen Frau zu klären? Doch wenig ist, wie es scheint. Selbst
in der Befehlskette gibt es dunkle Stellen, blinde Flecken, vielleicht gar einen
Maulwurf.
Und auch das "Undercover" bedarf nur weniger Minuten mit der
(ebenfalls überaus schönen) Polizistin und Leiterin der Dienststelle vor Ort,
um schon wieder Makulatur zu sein. Viele Ähnlichkeiten mit anderen Fällen
Reachers, die dennoch, und das ist überaus positiv zu vermerken, nicht zu
Langweile beim Leser führen. Selbst die übertrieben hergestellte,
obligatorische "Prügel-Situation", für die Child doch einiges in
Bewegung setzt, damit diese (eigentlich eher aus dem Nichts heraus ihren Verlauf
nehmend), liest sich flüssig un im Gesamten passend.
Wobei die Spannung des Romans auch daher rührt, dass Reacher alle seine
Intuition (der Mann lebt einfach aus dem Bauch heraus) aufbieten muss, um im
Gewirr der Fragen und Indizien, wer denn nun Freund und wer Feind sein könnte,
aufbieten muss. Was weniger anspricht und in dieser harten und brutalen Form
durchgehend fragwürdig bleibt, ist dann vor allem die rabiate Selbstjustiz, die
Reacher verübt. Nicht nur an einem "Täter". Bis hin ins Pentagon
selbst hinein zieht Reacher dabei eine Blutspur, die so nicht unbedingt hätte
sein müssen. Gerade weil im Blick auf einige der Leichen, die Reacher
hinterlassen wird, noch nicht einmal das Motiv der Notwehr wirklich ziehen
kann.
In der Sprache klar. Direkt und plastisch Orte und Personen beschreibend, zieht
Child den Leser dennoch wieder einmal in den Bann. Und setzt geschickt
fragwürdige Motive und verwirrende Ereignisse, so dass bis fast zum Ende des
Buches hin dem Leser nicht wirklich klar ist, wer da auf welcher Seite steht und
wer der Täter (übrigens nicht nur eines konkreten Mordes) ist. Wobei die
Auflösung am Ende realistisch und passend erfolgt. Das ist gut durchdacht und
in Ton und Tempo bestens in Szene gesetzt.
Fazit
Ein guter "Rückblick" somit, der vieles erklärt, manche Personen
einführt, die auch in zeitlich später stattfindenden Reacher-Thrillern eine
Rolle spielen und die erfolgreiche Serie nahtlos fortsetzt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 31. Juli 2017 2017-07-31 14:20:50