Beinahe möchte man diesen Roman schon als historischen Roman einordnen. Dabei
liegt die Zeit der Handlung, 1959 und 1968, gar nicht so lange zurück. Dennoch
nimmt er historische Ereignisse auf, beleuchtet sie auf interessante Weise aus
verschiedenen Blickwinkeln. Thema ist der Rassismus gegen die farbige
Bevölkerung in den USA. Während der ersten Handlungszeit 1959 werden mehrere
Figuren vorgestellt, als sie noch Kinder waren. Es bilden sich Freundschaften,
es gibt erste Rangeleien. Die Freundschaften verlaufen über Familien
unterschiedlichster Herkunft. In Washington gibt es Viertel für Farbige, für
Griechen, für Juden, für Italiener. Jede Gruppe bleibt eigentlich unter sich,
doch in der Schule mischt sich einiges und die Freundschaften erstrecken sich
über diese Gruppen hinweg.
Zehn Jahre später sind aus den Kindern junge Erwachsene geworden. Einige von
ihnen haben einen "vernünftigen" Job, andere einen Aushilfsjob nur
zum Geldverdienen. Einige waren bereits in Vietnam, haben dort Gehorsam und
Töten gelernt, andere sind aus Vietnam nicht zurückgekehrt. 1968 ist ein Jahr
der großen Unruhen in den USA. Die Afroamerikaner jubeln dem Menschenrechtler
Dr. Martin Luther King zu. So wie im ganzen Land toben die immensen Unruhen in
Washington.
Pelecanos beschreibt den brodelnden Kessel in all seinen Details und
hauptsächlich über die Figuren und ihre Beziehung zueinander. Dreck, Schmutz,
Freundschaft, Ehre und Gangs spürt der Leser unmittelbar. Drogen und vor allem
Musik des Labels Motown liegen stets in der Luft. Mit sehr vielen alltäglichen
Ereignissen, wie die Musiktitel, die Sänger, aber auch Fernsehserien, versucht
der Autor den Leser mit Erinnerungsstücken in die damalige Zeit zu versetzen.
Viele Stränge sorgen für Spannung, stets ist man gefordert, um zu erfahren,
welche Gang, welche Leute gerade etwas aushecken wollen.
Besonders Interesse gewann ich an dem Verhältnis der beiden Polizisten Derek
Strange (farbig) und Troy Peters (weiß). Über alle Seiten des zweiten Teils
hinweg Ihre Annäherung zu lesen, macht allein schon den Roman lesenswert. Gar
nicht gefallen hat mir im Gegenteil im ersten Teil des Romans die Anzahl der
eingeführten Figuren, die alle mit Namen und einer Biographie versehen wurden,
selbst kleinste Nebenfiguren. Im zweiten Teil ist dann die Fluktuation geringer
und man weiß, wer zu wem gehört, um wen es sich handelt und in welchem Stang
jeder mitspielt. Heutige TV-Serien und Nachrichten aus den USA zeigen leider
immer noch, dass es in der amerikanischen Gesellschaft kaum einen Unterschied zu
der damaligen gibt.
Fazit
Pelecanos beschreibt einen brodelnden Kessel in all seinen Details und
hauptsächlich über die Figuren und ihre Beziehung zueinander. Besonders
Interesse gewann ich an dem Verhältnis der beiden Polizisten Derek Strange
(farbig) und Troy Peters (weiß). Über alle Seiten des zweiten Teils hinweg
Ihre Annäherung zu lesen, macht allein schon den Roman lesenswert.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 01. August 2017 2017-08-01 19:46:25