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Svenja Gräfen: Das Rauschen in unseren Köpfen

Das Rauschen in unseren Köpfen

von Svenja Gräfen
Verlag: Econ Ullstein List Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-9610100-4-2

Preis: 12,46 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Liebesgeschichte und Entwicklungsroman in einem

Der Leser lernt Lene kennen, als es gerade "funkt" zwischen ihr und dem jungen Mann, den Sie per Zufall in der U-Bahn mit ihrem Fahrrad angestoßen hat. Und durch die Zeitwechsel, die Gräfen ebenfalls vornimmt, lernt der Leser Lene zugleich an der Schwelle zum Erwachsenwerden statt. Noch im Haus am Stadtrand mit modernen, legeren Eltern. Mit Ihrem Bruder, der ein Jahr älter ist und nach dem Abitur nach Asien verreist. Mit ihrer besten Freundin Hanna (die auch für ihren Bruder Jaro eine besondere Person ist und weiter werden wird).

Im Lebensumkreis dieser Lebensphase, Auszug, WG mit der besten Freundin, erste Freunde und dann, mit Hendrik, die tiefe, erste, symbiotische Liebe, die erst einmal kaum Worte, die auch kaum äußeres Leben benötigt, um tief zu wirken, das alles vermag Gräfen sehr empathisch, mit gleichzeitiger Distanz des Beobachters und aus dem Inneren von Lene heraus sprachkräftig zu beschreiben.

So entsteht ein Kaleidoskop innerer und äußerer Entwicklungslinien junger Menschen in Berlin, der Ablösung vom Elternhaus (wie Gräfen mit einem Satz auch die Eltern mit ins Boot holt, die "leben in einem Haus mit nun zwei mehr leeren Zimmern), wie das Suchen nach einem eigenen Weg beiläufig mitläuft (auch wenn Hanna umgehend weiß, was sie will und dies auch umgehend bekommt), wie die Wohnungssuche im Berlin der Gegenwart sich gestaltet (auch wenn Lene und Hanna wie im Vorbeigehen ihre Traumwohnung erhalten), all das ist auf den Punkt erzählt.

Mit verschachtelten Sätzen, die zugleich kühl wirken und doch vielfältige Emotionen transportieren, mit einer sich langsam entwickelnden Geschichte, die ihre Hürden haben wird. Wie das Gefüge der vermeintlich "reinen Liebe" erschüttert werden wird und dabei die ganze Ohnmacht und Hilflosigkeit des jungen Lebens von Lene in den Raum tritt, all das liest sich treffend, flüssig und gut im Roman.

Wobei da vieles, auch Wichtiges im Vagen bleibt. Kleine Zeichen im Lauf der Ereignisse in der Beziehung, aber auch mit treffenden, symbolischen Bildern von Abschied und "dies eigentlich nicht sehen wollen" in ganz alltäglichen Dingen des gemeinsamen Lebens verwandeln diesen, eigentlich ja Missstand, wenn nicht ganz klar wird, was da eigentlich im Busch ist und aus der Vergangenheit von Hendrik die Gegenwart beginnt, mit zu beeinflussen, gerade in eine Stärke des Buches. Denn der Leser empfindet mit und muss gar nicht so genau wissen, es reicht, zu spüren, wie da Wichtiges sich Schritt für Schritt auseinanderentwickelt samt der Trauer, die hier und da bereits im Vorfeld angedeutet wird.
Fazit
Eine starke, anregende, treffende Lektüre. Bei der es nicht nur im Kopf von Lene rauscht, sondern auch im Herzen der jungen Leute und es Gräfen gelingt, dieses "Rauschen" auch dem Leser nah und eng zu vermitteln.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 12. Juli 2017

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