Doppel-Leben
"Sollte das ein Scherz sein? Ich hatte noch nie in meinem Leben in Paris
gewohnt".
Sagt Marie kluge so leichthin. Doch irgendwie hat dieser Brief, an sie unter
einer Adresse in Paris adressiert, ja den Weg nach Hamburg gefunden. Zunächst
jedoch legt Marie solche Gedanken beiseite. Der Inhalt des Briefes hat nichts
mit ihrem Leben in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft zu tun, der Ort nichts
mit ihrem Lebensmittelpunkt in Hamburg und damit sollte es dann auch gut
sein.
Wobei, ein wenig zuckt sie schon zusammen, denn die Verfasserin des Briefes
selbst ist ihr nicht ganz unbekannt, auch wenn die Bekanntschaft lange
zurückliegt. Doch auch dort ist zunächst keine Aufklärung zu finden, die
Christine, die Marie kennt, hat diesen Brief nicht geschrieben. Mit Betonung auf
"diese" Christine. Denn im Verlauf der lebendig erzählten Geschichte
wird dies nicht der einzige Brief bleiben und irgendwann steht Marie in Paris
und sucht nach den Personen, die in den Briefen erwähnt werden, vor allem nach
einem vermeintlichen "Lebensgefährten" (nichts läge ihr ferner als
so etwas).
"Ich hielt mir die Ohren zu und presste die Augenlider aufeinander, bis es
schmerzte. War ich jetzt vollkommen verrückt geworden?".
Was der Leser nicht unbedingt annimmt, aber bereits einige Zeit vor dieser Szene
begonnen hat, mit zu rätseln, was denn da geschehen sein könnte und wie sich
diese scheinbar zwei, voneinander völlig getrennten Leben, in der gleichen
Person vereinen könnten. Oder ob es zwei sehr ähnliche Personen gäbe, die auf
eine nicht klare Art und Weise miteinander verbunden sind.
Was allerdings die Erinnerungsstücke, die wie Ahnungen in Christine hier und
zum Vorschein kommen, nicht wirklich erklären würde. Was sich erst am Ende
lüften wird. Bis dieser andere Brief kommt, an eine im Buch lange wohlbekannte,
nun aber überaus fremde Adresse. Was das Ganze nicht einfach macht, Für Marie.
Wohl aber für den Leser, der an diesem Moment der Geschichte durchaus begriffen
hat, was hinter all den merkwürdigen Ereignissen steckt.
Fazit
Überraschende Wendungen, eine gute Portion Mystik, sympathische, aber auch
etwas oberflächlich gehaltene Charaktere und die Frage, was wäre wenn….man
nicht nur ein Leben leben würde, ergeben mit dem anregenden Stil der Autorin
eine ebenso anregende Lektüre, bei der allerdings einige Fäden am Ende offen
bleiben.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 07. Juli 2017 2017-07-07 13:34:46