Lollo, eigentlich Loppan, ist sauer. Sie findet sich mit 15 Jahren alt genug, um
ihre Ferien allein in Stockholm zu verbringen, wenn sie schon nicht allein
verreisen darf, wie ihre Altersgenossen das angeblich dürfen. Stattdessen
fährt die Familie zum ersten Mal auf eine winzige Schäreninsel, weil ihr Vater
sich dort ein Ferienhaus einbildete. Schon auf der Fähre trifft Lollo Anna,
die bisher alle Sommerferien auf der Insel verbracht hat. Sommer mit
Schwimmen, Angeln, Feuerholz hacken, ab und zu Reparaturen am Ferienhaus
erledigen. Erwachsene finden es sicher traumhaft, die Stadt hinter sich zu
lassen und in eine Idylle am Wasser einzutauchen, ohne Handy und Internet. Für
15-Jährige klingt das nach reichlich langweiligen Ferien. Lollos Familie hat
ein palastartiges Ferienhaus mit perfekt getrimmtem Rasen und ein riesiges
Angeber-Boot. Als Anna mit ihrem unscheinbaren Boot lostuckert, um ein paar
Fischnetze auszulegen, darf Lollo sie begleiten. Anna beobachtet Lollo genau,
erkennt, dass sie ein Gefühl für das Boot hat. Ein Mädchen mit Talent zum
Rudern kann doch sicher noch mehr, vermutet sie. Anna lernt durch die Begegnung
mit der Neuen ihre Fähigkeiten zu schätzen, die sie in den Sommern auf der
Insel erworben hat, und Lollo wird sich bewusst, in welch wohlhabenden
Verhältnissen sie lebt. Das Haus, das Boot, bei Lollo scheint gemessen am
Können der Bewohner alles eine Nummer zu groß geraten zu sein.
Als Lollos Vater Probleme mit seinem überdimensionierten Boot hat, kommt es zum
Kräftemessen zwischen den Vätern und damit zwischen Arm und Reich. Der Eine
kann sich ein Boot leisten, der Andere versteht etwas von Booten. Jemand aus
einer reichen Familie muss nicht automatisch blöd sein, ist eine von Annas
Erkenntnissen aus ihrer Freundschaft mit Lollo. Annas familiärer Hintergrund
erschließt sich erst allmählich aus dem Früher, in dem der Vater noch Arbeit
hatte und der Bruder beinahe auf die schiefe Bahn geraten wäre. Als Lollos
älterer Bruder mit einem Freund auf die Insel kommt, wird klar, dass Anna sich
nur für Luise interessiert. Eine zarte Liebesgeschichte entspinnt sich. Anna
findet in diesem Sommer ihren Platz im Leben, als ihr klar wird, dass das kleine
Grundstück auf der Insel einmal ihr gehören und sie dann für das Loch im Dach
verantwortlich sein wird. Getrennt an unterschiedlichen Schulen beginnt nach
diesem besonderen Sommer für beide Mädchen ein neuer Lebensabschnitt.
Fazit
Ein poetischer Sommer-Roman, mit Focus auf zwei 15-jährige Mädchen erzählt,
der den Konflikt zwischen den Gesellschaftschichten etwas überzeichnet.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. Juni 2017 2017-06-22 06:49:22