Konflikte nachhaltig lösen
Es geht um den "lieben Kollegen, die liebe Kollegin". Es geht um
Reibung am Arbeitsplatz. Vom simplen "Der oder die nervt einfach" bis
hin zu handfesten "Feindschaften" und Mobbing. Zwischenmenschliche
Konflikte, die zum alltäglichen Leben "auf der Arbeit" dazugehören,
die nicht selten einfach unterdrückt, nicht angesprochen, nicht gelöst werden
und, wenn ein Angang erfolgt, entweder nur kurzfristig (aufgrund von Zeitmangel
bei der Konfliktarbeit) oder aufgrund mangelnder Nachhaltigkeit der angewandten
Methode nicht gründlich genug gelöst werden.
Wie müsste ein Ansatz aussehen, der einerseits die ökonomische
"Zeitbeschränkung" berücksichtigt und andererseits dennoch
gründlich das "Wesentliche des Konfliktes" verstehbar und bearbeitbar
macht? Das ist die Leitfrage im Buch und im System "INTRINCC", das
Buller ausführlich und Schritt für Schritt vorstellt. Von den Grundlagen der
Kommunikation an sich geht er dabei über zum Begriff des Konflikts und einem
klaren "Profiling" des konkreten Konflikts. Diesen versteht Buller als
Prozess mit einer Eskalationsphase, die dazu führt, dass entweder die
Atmosphäre nachhaltig gestört wird und bleibt oder eben eine
"Transformation" des Konflikts angestrebt und ermöglicht wird, worin
Buller die konstruktive Lösung und den Kern des Ansatzes sieht
("Konflikttransformation als bevorzugter Ansatz").
Mit "Recall. Volution. Re-Volution" werden die drei Phasen des
Ansatzes gesetzt, das Prinzip des Verfahrens fundiert erläutert und die
entsprechenden "Rollen" der Beteiligten benannt. Einen nicht geringen
Teil des Buches bildet die abschließende Betrachtung der Evaluation. Was gut
begründet darin motiviert ist, zu zeigen, dass der Ansatz tatsächlich
praktisch und in einem eher schmalen Zeitfenster angesetzt
"funktioniert". Insgesamt legt Buller, auch in der Sprache, ein
anspruchsvolles Programm vor, bei dem die Einlassungen zur Evaluation in guter
Weise den zuvor gelegten theoretischen Grund real Beleuchten und damit dem Leser
ein klareres Verständnis der Praxis des Ansatzes liefert. Eine konzentrierte
Lesehaltung, gerade wenn man mit den Konzepten der Mediation nicht sonderlich
vertraut ist, ist allerdings eine Grundvoraussetzung Verständnis der Inhalte.
Fazit
Eine Lektüre, die sich lohnt, gerade im Blick auf die vielfachen Reibungen, die
am Arbeitsplatz leicht entstehen können, wenn verschiedene Persönlichkeiten
und Charaktere nicht "freiwillig" miteinander kombiniert werden. Und
ein Ansatz, der zielgerichtet lösungsorientiert mit der "Zeit" als
unternehmerischem Faktor effektiv haushaltet - wenn man bereit ist, bestimmte
festgefügte Abläufe und Meinungen ("Mauern im Kopf") hinter sich zu
lassen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 07. Juni 2017 2017-06-07 11:41:18