Jack Ritchie ist für mich der Meister der amerikanischen Krminalkurzgeschichte.
Der Diogenes-Verlag hat mehrere Bände dieser "Short Storys"
herausgebracht, wovon die vorliegende die beste ist. "Jack Ritchie ist nun
einmal ein brillianter Mann auf dem falschen Dampfer, ein Miniaturenmaler im
Zeitalter der Elefantenkrankheit. Er weiß, und das wahrscheinlich besser als
irgend jemand sonst, der sich heute auf diesem Gebiet betätigt, daß bei einer
Kurzgeschichte beide Wörter zu ihrem Recht kommen müssen - es sollte eine
Geschichte sein, voll und rund, mit Handlung und Charakteren und gut ausgefeilt;
und außerdem sollte sie kurz sein...."Jack Ritchie ist stets einer der
orignellsten Autoren (und womöglich auch der knappste), die in Krimiheften zu
finden sind."
Diesen Aussagen des Herausgebers Donald E. Westlake, selber ein bekannter
Krimi-Autor, kann ich uneingeschränkt zustimmen. Mit Ausnahme von Cyril Hares
"Mörderglück" kenne ich keinen besseren Autor von
Kriminalkurzgeschichten, die auch Vorlage der ARD-"Krimistunde"
gewesen sind (so die hier vorliegende Kurzgeschichte "Zwei Fliegen"),
die vor über einem Jahrzehnt im deutschen Fernsehen gezeigt wurden. Ritchie
zeichnet sich durch trockenen Humor aus. Außerdem verfügt er über ein Talent
der Verknappung und ist ein Meister des Makabren. Die Geschichten werden immer
aus der Sicht des Verbrechers erzählt, der manchmal allerdings selber der
Genarrte ist und seine Verbrechen mit dem Tode bezahlen muß (so in der
Geschichte "Mörderischer Spielverderber" in dem ebenfalls im
Diogenes-Verlag erschienenen Sammelband "Einzelhaft"). Im Gegensatz zu
den durchaus ähnlich gelagerten Kurzgeschichten von Slesar sind diese
Geschichten allerdings äußerst realistisch und wirken nicht "an den
Haaren herbeigezogen". Im Gegensatz zu den Verbrechergeschichten eines Jim
Thompson ist allerdings auch kein "Schema F" zu erkennen, welches
immer den Verbrecher triumphieren ließe. Gemeinsam ist ihm jedoch, dass die
Geschichten in Ich-Form erzählt werden: dies zwingt den Leser, sich mit dem
Protagonisten zu identifizieren - ob er nun will oder nicht...
Fazit
Für Freunde des makabren Humors, aber auch für diejenigen, die intelligent
unterhalten werden wollen, ein unbedingtes "Muß". Man sollte
allerdings das Abendessen nicht unmittelbar vor der Lektüre genießen und
keinen zu empfindsamen Magen haben...
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 26. März 2004 2004-03-26 20:37:30