Solider Thriller
Es ist klar, dass zu Zeiten der DDR eine Vielzahl von "verdeckten
Spionen" im "Westen" tätig waren. Nicht nur in der Nähe eines
Bundeskanzlers, sondern auf allen Ebenen der Gesellschaft. Und eine
ausführliche Liste mit Namen all dieser liegt und lag nie vor. Was aber, wenn
es eine solche gäbe? Wenn ein hochrangiger Funktionär für eine gewisse
Absicherung gesorgt hätte, die er auch unter Folter (es braucht Nerven, dem
Schlag des Hammers im Prolog zu folgen) nicht preisgab. Auch wenn seine kleine
Tochter extra geholt wurde, auch wenn diese der Folter ohnmächtig zuschauen
musst, mit traumatischen Folgen für die später erwachsene, junge Frau.
Und was, wenn ein reichlich ausgebrannter Journalist, der die Bilder des
Krieges; über den er an allen möglichen Orten hautnah berichtete, nicht mehr
aus dem Kopf und auch nicht aus den Träumen mehr herausbekommt. Und der. Außer
zwei gescheiterten Beziehungen, einer unordentlichen Wohnung, ein wenig Sex mit
seiner Chefin und, vor allem, viel hochprozentigem Alkohol nicht mehr viel
"Inventar" in seinem Leben vorzuweisen hat. Wobei in der Person des
David Berkoff Lucas Grimm doch ein wenig zu sehr das Stereotyp des versoffenen
Ex-Starjournalisten bemüht und dieser daher den Leser nicht immer im Buch
überzeugt.
Wohingegen die 1989 kleine Tochter und in der Gegenwart Star Cellistin Hannah
Gold dem Leser doch immer wieder nahe kommt. Die durch ein Trauma sensorisch
nichts mehr spürt,, keinen Schmerz bei verbrannten Händen oder Wunden, mehr
und mehr aber auch keinen Kontakt mehr zum Steg ihres Cellos. Und die nun sowohl
ihrem totgeglaubten Vater unverhofft (wenn auch nur kurz) gegenübersteht, deren
Bruder ihr Rätsel aufgibt und die alles daran setzt, zu erfahren, was damals
geschehen ist. Verfolgt von skrupellosen Kräften, die auch über Leichen gehen,
an ihrer Seite der nicht leicht zu durchschauende Berkoff, im Verlauf der
Ereignisse immer mehr verlassen und auf der Flucht.
Wenn sie nur den Code finden würde für jenes Bankschließfach, in dem die
Antworten wohl warten. Und wenn sie dann ungesehen an das Schließfach
überhaupt gelangen kann, denn "der Feind" hat seine Augen an vielen
Orte und ist ihr dicht auf der Spur. Ein nicht unbekanntes Setting, das Grimm
seinem Thriller zu Grunde legt, das aber durchaus wieder einmal gut
funktioniert.
Fazit
Mit den belebenden Fragen, was denn Berkoff und Hannah verbinden könnte (bei
allem gewichtigen Altersunterschied) und was sich am Ende als "Gewinn an
Informationen" zeigen wird, falls (und wenn ja, wer) die Unterlagen
wirklich zu Gesicht bekommen sollte.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 09. Mai 2017 2017-05-09 12:30:12