Lebt von der Hauptfigur
Wie einen Obdachloser trifft der Leser zu Beginn dieses neuen Falles den
suspendierten Detective Nick Belsey in dessen alter Wache an. Melancholisch den
Gedanken nachhängend. Vom Ort her eine gute Wahl, denn das Verfahren gegen ihn
ist nicht von Pappe und viele seiner Kollegen sind auf der Suche nach ihm. Aber
wer würde in diesen verlassenen Räumen suchen? Wobei doch eine Frau den Weg
vor diese Tür findet. Nicht ohne von jemandem geschickt worden zu sein, der
sein Geld wiederhaben will. Nicht von Nick, sondern vom Sohn der Frau. Der
verschwunden ist. Den Nick wieder herbeischaffen soll.
Zunächst ohne großes Interesse, mehr vielleicht aus Langeweile heraus, schaut
sich Nick die Sache an und entdeckt umgehend, dass jener "verlorene
Sohn" ein ziemliches Faible für Prominente hat. Vor allem für den neuen
Stern am Pop Himmel, Amber Knight. Und da sich im vermüllten Zimmer des Mannes
Unterwäsche jener Amber findet, schlagen die Alarmglocken bei Nick an. Zu Recht
übrigens, wie sich herausstellen wird, denn auf seinen Wegen in die Londoner
Promi-Szene hinein und innerhalb derselben geschieht bald ein Mord. Ein
merkwürdiger Mord, dem nicht Amber zum Opfer fällt. Merkwürdig auch, weil
nichts wirklich zusammenpasst zunächst an den Beziehungen untereinander und der
Tat selbst.
Wenn dann noch Nick dem ermittelnden Beamten vor der Nase hinweg eine wichtige
Zeugin "entführt", dann wird klar, dass er auf dem Weg ist, es sich
mit den letzten Resten von Wohlwollen im Dienst zu verscherzen und, je näher er
in seine Ermittlungen eintaucht, auf der anderen Seite auch der oder die Mörder
wenig Interesse daran haben, dass Nick seine Nase zu tief in ihre
Angelegenheiten steckt. Was die Spannung im zweiten Teil deutlich erhöht,
während Harris im ersten Teil des Romans den Leser mit hineinnimmt in die
heile-kaputte-reiche-arme-schöne-hässliche Welt der Stars und Sternchen, der
Drogen und des Alkohols, der VIP-Industrie und der ausufernden Partys an
verschwiegenen Orten. Wobei Nick hier und da durchaus Gefallen findet am bunten
treiben, mehr und mehr aber erkennen muss, dass es in diesen Kreisen nicht nur
dekadent, sondern in mancherlei Hinsicht auch lebensgefährlich zugeht.
Fazit
Locker im Ton, mit einer differenzierten, einerseits kühl und harten,
anderseits mit einem weichen Herzen ausgestatteten Hauptfigur bietet dieser neue
Roman von Oliver Harris anregende Unterhaltung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 03. April 2017 2017-04-03 12:20:27