Aktivierung statt und als Ergänzung zum Verhaltensaufbau
Mehr als das altbekannte und seit Langem in der Therapie von Depressionen
eingebaute "Aufbau angenehmer Aktivitäten" bietet dieser recht neue
Arbeitsansatz, der statt des (Neu.) Aufbaus bestimmter konstruktiver
Aktivitäten die "Aktivierung" derselben in den Raum setzt. Mit dem
Vorteil, nicht gegen "Automatismen" vielfach zunächst angehen zu
müssen, sondern von Beginn an mit der (wieder neu "einzuschaltenden")
Freude und Lust an bestimmten Aktivitäten arbeitet und damit natürlich, aber
auch rascher in das "Tun" führt.
Gerade die "dritte Welle" therapeutischen Denkens und entsprechender
Methoden setzt hier neue, wichtige Akzente, die von den Autoren im Buch sorgsam
herangeführt, beschrieben und in ihrer praktischen Umsetzung beschrieben
werden. Einerseits steht dabei die "Identifikation" und damit das
Verfolgen eigener, wichtiger Werte und der nun doch andere Umgang mit Barrieren,
die Menschen an der Umsetzung eigener, wichtiger Werte hindern, im Mittelpunkt
der Betrachtungen. Dabei kann (mit Einschränkungen) gelten: "Ein Leben,
dass….stärker auf persönliche Werte ausgerichtet ist, kann….mit einer
Verminderung depressiver Symptom-Belastungen einhergehen". Was sich auch
aus der inneren Logik heraus umgehend erschließt.
Dabei steht am Beginn der Überlegungen zudem die Erfahrungen der Autoren aus
der therapeutischen Praxis, dass aktivierende Interventionen "es tun",
besser und durchaus auch nachhaltiger, als kognitive und andere Interventionen.
So könnte man auch formulieren, ohne dass eine gegen das andere auszuspielen,
dass zunächst für eine Verbesserung der Stimmung etwas "zu tun"
hilfreicher ist, als etwas "(nur) zu erkennen". Dass somit die
"Stimmungsaufhellung" auch ein wichtiger, erster Schritt ist, in dem
gut die Grundlagen für dann die Beschäftigung mit relevanten Werten und
nachhaltigen Verhaltensänderungen gelegt werden kann.
Konstruktiv aktiv zu sein setzt eine Erfahrung direkt zu Beginn, "dass es
auch anders geht" und ermöglicht, in freierer Form den Inhalten der
Therapie aufgeschlossen gegenüber zu treten. Da die Verhaltensaktivierung eng
an die persönlichen Werte gekoppelt ist, ergibt sich auch kein
"Nacheinander" im eigentlichen Sinne und auch keine Abspaltung zweier
wichtiger und wesentlichen Themen der Therapie. Ein Umstand, der allzu oft
bisher vernachlässigt oder nur nebenbei mit wahrgenommen worden ist.
Mit dem "Prinzip Achtsamkeit" verbunden, gelingt es Patienten,
"Kontakt" zu ihren konstruktiven Ressourcen und "ins Leben
drängenden" Aktivierungsmomenten herzustellen, die ebenso umgehend für
Erfahrungen dann sorgen und somit vieles bereits "in Bewegung" setzen,
was im Verlauf der Theorie vertieft, gesichert, eingeübt, verändert werden
kann. Ein Moment, der zudem der Tendenz der "Vermeidung" gerade bei
depressiven Patienten entgegen wirkt mit ihrer mangelnden Suche nach
Selbstinitiierung und dem bekannten "Decke über den Kopf" Syndrom.
Verständlich und strukturiert aufeinander aufbauend rücken die Autoren das
bisherige "Randgebiet" in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit,
erläutern die theoretischen Grundlagen im Blick auf aktivierende Arbeit mit
depressiven Störungen und zeigen die Instrumente für die Praxis sowohl in der
Einzeltherapie als auch in der Gruppentherapie auf. Arbeitsmaterien im Buch und
Online ergänzen in bester Weise die sachlichen Inhalte.
Fazit
Eine klare Empfehlung, sich mit dieser Ressource und Methode intensiv zu
beschäftigen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. März 2017 2017-03-28 13:47:10