Zusammenführung
In bester, gut verständlicher, sehr persönlich auch in der Ansprache des
Lesers im Buch, Art und Weise führt Wilber den Leser ruhig und souverän an
eine Integration zweier bisher weitgehend getrennt vorliegender Wege,
Möglichkeiten "inneren Wachstums" heran.
"Erstaunlicherweise hat es noch nie einen Weg des Wachstums und der
Entwicklung gegeben, der beide Formen ins ich vereinigt hätte".
"Aufwachsen und Aufwachen" setzt Wilber dabei als die beiden zentralen
Stichworte. Wege, die je nach "Weltgegend" je vorherrschend waren und
dabei die andere Variante weitgehend aus dem Blick verloren haben. Wobei
"Ost und West" hier nur unzulängliche, geographische Beschreibungen
darstellen, die dennoch als Bild zunächst bestand haben können.
Durchaus also können Menschen auf ihrem inneren Entwicklungsweg einerseits
"erwachsen" werden, "ohne dabei zu erwachen" oder eben
"erwachen" in irgendeiner Form, ohne dabei zugleich auch
"erwachsen" zu werden, oder, besser ausgedrückt, in einigen nicht
unwesentlichen Momenten menschlichen Seins (zB. Der Psycho-sexuellen Eben"
erstaunlich unreif blieben. Bis hin. Zum Pathologischen scheut sich. Wilber
nicht, auch "Erleuchtete" zu kennzeichnen. Durchaus griffig und
überzeugend für den Leser, dass das eine ohne das andere ein gutes Stückweit,
ein entscheidendes Stück dann leer bleibt. Mithilfe der, inzwischen weit
verbreiteten und wohlbekannten, Technik der "Achtsamkeit" nun macht
sich Wilber auf den Weg, Aufwachsen und Aufwachen, erwachen und auch menschlich
im umfänglichen Sinne erwachsen werden zu verbinden. Um zu einer
"Integralen Achtsamkeit" zu gelangen, bei der alle Bereiche, die durch
Achtsamkeit "gewinnen können" scchärfer und präziser in den Fokus
geraten.
Mithin also legt Wilber ein erweitertes Konzept der Achtsamkeit, der Mediation,
des Selbst-gewahr-werdendes vor, das für nicht wenige Leser jene Lücken
schließen dürfte, die bei anderen (nicht integralen) Konzepten doch immer auf
der Strecke bleiben. Das man "in der Welt" und "ganz mit
sich" im umfänglichen Sinne spirituelle Entwicklungswege finden kann, die
einen nicht entweder "aus der Welt" heraus holen (was man meist ja gar
nicht möchte), einen aber auch nicht unverändert "in der Welt
belassen", da der Wunsch zum entfalten und wachsen ein stetiger Begleiter
menschlichen Lebens ist und nicht auf Dauer ohne Schäden ignoriert werden
kann.
Das nun manches an der Bildsprache des Autors (innere Landkarten u.a.) eher
pathetisch, hier und a leicht esoterisch klingt, fügt dem Inhalt wenig Abbruch
zu. Es ist ein überfälliger und guter Schritt, die "Welten
zueinander" zu führen und die rationale Seite des Lebens nicht länger und
immer getrennt von der spirituellen Seite des Lebens fast wie Gegensätze stehen
zu lassen. Ob man dadurch dann (was scheinbar in jedes Lebenshilfe Buch gehört)
"gesünder, glücklicher und produktiver" wird, sei dahingestellt.
Zufriedenheit alleine auf der Basis eines besseren Kennenlernens der eigenen
Person und eines achtsamen Umganges mit derselben ist ja auch schon aber eine
ganze Menge wert.
Fazit
Eine durchaus lesenswerte Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. März 2017 2017-03-28 13:28:45