Über die Beratung und Therapie mit Vätern
"Viele Väter spielen im Alltag ihrer Kinder keine bedeutsame Rolle (und
ihre Kinder werden dennoch groß".
So wahr diese Aussage des Vorwortes auf den ersten Augenschein empirisch gesehen
stimmen mag, so anzufragen ist diese natürlich doch. Denn auch
"abwesende" Väter spielen eine gewichtige, vielleicht sogar eine noch
bedeutsamere Rolle als "anwesende" Väter. Nur eben keine konstruktive
Rolle und damit ist der Boden bereitet für eine Vielzahl von möglichen
Problemen und grundlegenden Verletzungen der heranwachsenden Kinder.
Und natürlich ist diese Feststellung im Buch zunächst provokant gemeint, denn
die Herausgeber und Autoren des Werkes sind der spürbaren festen Überzeugung,
dass Väter zum einen auf jeden Fall eine wichtige Rolle in der Entwicklung des
jeweiligen Kindes spielen, als auch, dass viele Väter eine solche
"bedeutsame Rolle" auch durchaus gerne und motiviert für sich
annehmen möchten. Und so bietet das Werk nicht nur einen Einblick in die
aktuelle bereits bestehende therapeutische Praxis der Arbeit mit Vätern,
sondern auch ein Plädoyer für eine gesellschaftliche Veränderung hin zu
"väterfreundlichen Rahmenbedingen". Zu denen es noch ein weiter Weg
sein wird. Ein Weg, für das das Werk ebenso konstruktive Vorschläge
bereithält, wie es einen fundierten Einblick in die Beratung und Therapie mit
Vätern zu geben vermag.
Mit der zentralen (und sich in vielfacher Weise in den Beiträgen
wiederfindenden) These: "Arbeit mit Vätern – Es kommt auf die Haltung
an!".
"Erfolgsfaktoren mit Vätern" von Eberhard Schäfer und Marc Schulte
beleuchten diese These intensiv im Buch und füllen diese mit konkret fassbarem
Inhalt. Wobei im Vorfeld bereits die äußeren Faktoren für Väter in der
"modernen Gesellschaft" ausführlich und von allen Seiten her benannt
werden (im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf und weiteren, äußeren
Faktoren, die auf den inneren Wunsch der "aktiven Vaterschaft" in
störender, aber auch fördernder Form einwirken). Dass "Väter wertvoll
sind" ist zwar eine Binsenweisheit heutiger Zeiten, dennoch sorgt die
stringente und differenzierte Darlegung dieses Faktes im Anschluss an die
"Erfolgsfaktoren der Arbeit mit Vätern" im Buch noch einmal für eine
wichtige und gute Grundlage. Dass auch die "Schattenseiten" nicht
unter den Tisch fallen, dass die "Gewalt", die manche Väter anwenden
oder wie sich eine Arbeit mit Vätern "hinter Gittern" im Strafvollzug
gestalten kann ausführlich erwähnt werden, zeigt die umfassende Betrachtung
des Themas im Buch ebenso auf, wie jene Situationen, in denen "Väter neu
ins Leben treten" (nach einer längeren Trennung). Wobei die "Kraft
der Worte" nicht hoch genug geschätzt werden kann, wie Röhrbein und
Rendón Berger in ihrem Kapitel zum speziellen Thema aufweisen.
Grundlegend verfolgen die Autoren im Buch erkennbar dem
"lösungsorientierten Ansatz" und bieten, neben vielfachen
grundlegenden Betrachtungen, ebenso ständige Bezüge zur Praxis und Beispiele
aus der Praxis, welche die theoretischen Überlegungen mit Leben füllen und
einfach auch "zeigen, wie es geht" oder zumindest gehen könnte, wenn
nicht sollte. Wie dabei Väter mit Behinderungen unter ebenso besonderen
Vorzeichen stehen wie "Regenbogen-Väter" (homosexuelle Väter) rundet
den Gesamteindruck des Werkes einer umfassenden Betrachtung aller möglichen
"Spielarten" von Vätern und der entsprechenden therapeutischen
Haltung und Herangehensweise diesen gegenüber ab. Alle einzelnen Beiträge im
Buch sind dabei in der Form übersichtlich strukturiert und gehen von
allgemeinen und grundlegenden Betrachtungen dann jeweils in entsprechende
Konkretion hinein.
Fazit
Ein hilfreiches Buch zur Grundorientierung in einem zentralen und wichtigen
Thema des Heranwachsens von Kindern und des Lebens als Vater.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 23. Januar 2017 2017-01-23 11:28:49