Bei starkem Sturm entkommt ein Wolf aus einem Gehege, der dort von einer
Privatperson illegal gehalten wurde. Viktor begegnet dem jungen Wolf auf dem
verlassenen Bahngelände, seinem liebsten (verbotenen) Spielplatz. Er spürt die
Anwesenheit des wilden Tiers am ganzen Körper. Streuner nennt Viktor den Wolf
liebevoll. "In der Stadt gibt es keine Wölfe," meint Viktors Mutter,
als sie von seinem Erlebnis erfährt. Das Jungtier hat nicht gelernt selbst
Nahrung zu jagen und deshalb geringe Überlebenschancen. Dummerweise verrät
ein Klassenkamerad Viktors, dass ein Wolf in der Stadt unterwegs ist. Die
Menschen sind beunruhigt, schließlich ist der Wolf ein traditionell
gefürchtetes Tier. Doch die Amtstierärztin sieht die Angelegenheit gelassen
und will das Jungtier betäuben und einfangen. Wie ein Detektiv muss Viktor nun
herausfinden, wohin Streuner gebracht worden ist, wenn er den Wolf wiedersehen
will. Viktor freundet sich mit dem Tierpfleger und dessen Tochter Klara an.
Tierpfleger Konrad vermittelt Viktor, dass Streuners Unterbringung Geld kostet
und Arbeit macht, indem er Viktor mitarbeiten lässt. Um einen Wolf wieder
auszuwildern, muss nach einer Erbgutanalyse das Territorium des Tieres ermittelt
werden - und das kann dauern. Streuners Auswilderung erweist sich als unerwartet
schwierig, weil er schon zu stark an Menschen gewöhnt ist.
Parallel zu diesem Handlungsstrang entdeckt Viktor, dass Streuner von einem
dubiosen Händler illegal verkauft worden ist. Dem Mann würde er zu gern das
Handwerk legen, doch dazu ist - für Kinder nicht ungefährliche -
Ermittlungsarbeit nötig. Während Viktor in seiner Klasse noch immer ein
Einzelgänger ist, reagieren Viktors Mutter und sein Lehrer auf seine
Wolfsbegeisterung sehr gelassen und unterstützen ihn nach Kräften. Allmählich
wandelt sich Viktor von einem Kind, dem anfangs der Tod des Vaters wie ein
Stein auf der Seele lag, zum selbstbewussten und anerkannten Wolfsexperten.
Fazit
Hannes Klug zeigt hier, wie ungeübte Leser mit einer spannenden Erzählung in
einfacher Sprache und kurzen Sätzen gefesselt werden können. Auf die
Vermenschlichung des Wolfs, der zeitweise sehr menschlich denkt, könnte Klug
dabei für zehnjährige Leser ruhig verzichten und menschliche und tierische
Empfindungen voneinander trennen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 20. Mai 2016 2016-05-20 14:05:14